Frauen und Politik

Wie es gelingt, mehr junge Frauen für die Politik zu begeistern, zeigt eine kürzlich erschienene Studie.
Wie es gelingt, mehr junge Frauen für die Politik zu begeistern, zeigt eine kürzlich erschienene Studie.
06.03.2024

Frauen sind in der politischen Landschaft in Österreich weniger vertreten als Männer, von der kommunalen bis zur nationalen Ebene. Eine Studie zeigt, warum junge Frauen sich seltener politisch engagieren und was dagegen getan werden kann. Die Verleihung des Vorarlberger Frauenpreises an eine ehemalige Politkerin macht deutlich, dass es im Bereich Frauen und Politik auch in Vorarlberg viel Handlungsbedarf gibt. Insgesamt 25 Vorarlberger Politikerinnen porträtiert ein kürzlich erschienenes Buch.

Obwohl Mädchen und junge Frauen in Österreich politisches Engagement wichtig finden, werden sie seltener politisch aktiv als Jungen und Männer. Ein Team von Fachleuten aus der Sozialforschung hat die Gründe hierfür untersucht und in einer Studie zur politischen Partizipation junger Frauen veröffentlicht. So ist die Ausübung eines politischen Amts mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden. Für Personen mit Betreuungspflichten – in Österreich mehrheitlich Frauen – ist das eine zentrale Hürde. Hinzu kommt eine Politik- und Parteikultur, die kaum Rücksicht auf Personen mit Betreuungspflichten nimmt. Auch in Vereinen übernehmen Frauen aufgrund geringerer zeitlicher Ressourcen weniger sichtbare Rollen als Männer – dieses Sprungbrett zur Gemeindepolitik kann somit seltener genutzt werden. Eine zweite große Hürde sind unterschiedliche gesellschaftliche Erwartungen an Frauen und Männer.

Interessiert, aber nicht involviert

Die Studie zeigt außerdem auf, welche Bedeutung Politik im Leben von jungen Frauen hat, sie beschreibt das politische Interesse und die politischen Fähigkeiten von Frauen zwischen 14 und 25 Jahren und zeigt die Möglichkeiten auf, wie sie sich politisch einbringen können.

Damit sich die ungleiche politische Mitwirkung von Frauen und Männern in Österreich ändert, formulieren die Autor:innen in der Studie auch Handlungsoptionen. Beispielsweise sei es wichtig, Politik in den Alltag zu integrieren und ein Verständnis dafür zu bilden, in verschiedensten Zusammenhängen: in Jugendzentren, in der Eislaufhalle, im Sport- oder Musikverein. Zudem brauche es Räume für den Austausch und Möglichkeiten, bei denen sich Jugendliche in Entscheidungen einbringen können wie zum Beispiel Jugendparlamente oder partizipative Gemeindeprojekte. Auch die Eltern und weibliche Vorbilder spielen eine wichtige Rolle. Studie lesen

Angelika Atzinger, Geschäftsführerin des Vereins Amazone, stellt die Studienergebnisse ausführlicher vor mit ergänzenden Informationen zum ländlichen Raum und setzt sie in Zusammenhang mit den Erfahrungen aus der Mädchenarbeit im Verein Amazone. A. Atzinger: Interessiert, aber nicht involviert. In: Thema Vorarlberg, März 2024, S. 40

Im Rahmen des Projekts Rollen im Wandel setzt der Verein Amazone gemeinsam mit femail – FrauenInformationszentrum Vorarlberg, Vorarlberger Familienverband und der Regionalentwicklung Vorarlberg Angebote in ländlichen Regionen, die tradierte Geschlechterrollenbilder in Frage stellen und Alternativen eröffnen. Im Rahmen des Projekts werden neben Empowerment-Formaten für Mädchen und junge Frauen auch sensibilisierende Maßnahmen für Menschen aller Altersgruppen umgesetzt. Das braucht es, denn Hindernisse und Hürden, mit denen junge Frauen* in ihrem Alltag konfrontiert sind, sind den politischen Entscheidungstragenden nach wie vor wenig bewusst.

Ex-Politikerin erhält 1. Vorarlberger Frauenpreis

Vorarlberger Frauenpreis
Gabriele Sprickler-Falschlunger (Bildmitte) hat sich bereits zu einer Zeit für die Belange der Frauen stark gemacht, als die Stimmung im Hinblick auf diese Themen in Vorarlberg noch weniger offen war. Foto: VLK Serra

 

Dass politisches Engagement auszeichnungswürdig ist, zeigt die Verleihung des ersten Vorarlberger Frauenpreises an Gabriele Sprickler-Falschlunger, die sich als Ärztin und Politikerin über Jahrzehnte für die Rechte und Gleichstellung der Frauen eingesetzt hat. „Es ist hoch an der Zeit, Frauen vor den Vorhang zu holen und ihre Leistungen sichtbar zu machen. Es sind Pionierinnen und Kämpferinnen, die für andere Frauen Vorbild sein können“, sagte Landesrätin Katharina Wiesflecker anlässlich der Verleihung des Preises am 4. März 2024 in Götzis. Presseaussendung des Landes Vorarlberg zum Frauenpreis

Buch zum Thema:

Platziert – Vorarlberger Politikerinnen im Gespräch

Natascha Soursos, November 2023

Frauen gestalten die Politik. Frauen gestalten die Zukunft. Seit 1918 haben sich Frauen den Weg in die Politik hart erkämpft. Nichtsdestotrotz sind sie nach wie vor unterrepräsentiert. Warum ist das so, und wie können wir mehr Frauen dazu bringen, mitzugestalten? Das beantworten 25 Vorarlberger Politikerinnen aller Parteien. Sie erzählen offen und ehrlich von ihrem persönlichen Weg in die Politik und wie sie sich im politischen Haifischbecken durchsetzen, sowie wie sie Familie und Engagement unter einen Hut bekommen. Ergänzt werden die Interviews durch Expertinnen-Analysen sowie aktuelle Daten, Zahlen und Fakten zur Situation von Frauen in der Politik. Ein spannender Einblick in die Vorarlberger Politikwelt und ein Motivationsschub für Frauen jeden Alters, die mitbestimmen und gestalten wollen. Mehr Informationen