Wie Jugendliche sich für Demokratie engagieren
30. April 2025
Im Herbst 2024 sorgten rassistische Schmierereien im Montafon für Aufsehen. Jugendliche griffen das Thema auf – und initiierten daraus einen vorbildlichen Beteiligungsprozess. Die Ergebnisse wurden Ende April mit Entscheidungsträger:innen diskutiert.
"Achtung Ausländer" war im Herbst letzten Jahres beispielsweise auf einer Ortstafel zu lesen. Die Schmierereien in Schruns und Bartholomäberg lösten große Betroffenheit aus. Die Jugendliche Lilli V. wurde aktiv und brachte das Ereignis ins Jugendforum Montafon ein. In der Folge organisierte das Jugendforum gemeinsam mit der Jugendkoordinatorin des Stand Montafon einen moderierten Beteiligungsprozess. Dieser wurde im Rahmen des LEADER-Projekts "Let's talk democracy" umgesetzt.
Ein gutes Leben für alle ermöglichen
Der Prozess startete mit einer breit ausgesprochenen Einladung an die Montafoner Jugendlichen: über Zufallsauswahl, das Jugendforum und Social Media. Dieser folgten 13 Jugendliche im Alter von 15 bis 21 Jahren und gingen bei einem Workshop im Februar 2025 der Frage nach: Wie gelingt uns eine bessere Akzeptanz von Unterschieden im Montafon? Sie erarbeiteten Botschaften an die Zielgruppen Politik, Medien, Schulen und Eltern.
Eine Botschaft an die Politik war der Wunsch nach mehr Einsatz für soziale Gerechtigkeit, um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen. Zudem betonten die Jugendlichen, dass sie bei Veranstaltungen nicht als bloße „Showobjekte“ für politische Inszenierungen dienen möchten. Sie wünschen sich Gespräche auf Augenhöhe. Von den Medienschaffenden erhoffen sich die Jugendlichen mehr Berichterstattung über positive Entwicklungen – denn schlechte Nachrichten seien überpräsent. Deutlich wurde auch die Kritik an der uneinheitlichen Berichterstattung bei Straftaten: „Sagt die Herkunft der Täter immer dazu – oder nie. Trefft dazu eine Vereinbarung!“, so eine klare Botschaft der Jugendlichen.
An die Eltern richtete sich der Wunsch nach mehr Raum für echte, offene Gespräche. Von den Schulen erwarten sich die Jugendlichen stärkere politische Aufklärung, etwa über Wahlprogramme, sowie Angebote wie Workshops zu Gleichberechtigung, um gesellschaftliche Themen aktiv zu bearbeiten.
Zuhören und umsetzen
Am 24. April 2025 stellten Jugendliche die Ergebnisse vor und diskutierten sie mit entscheidungstragenden Personen wie Landtagsabgeordnete, Bürgermeister:innen, Chefredakteur:innen, Vertreter:innen von Schulen, Eltern und der Offenen Jugendarbeit.
Die Rückmeldungen fielen durchwegs positiv aus. Im direkten Austausch wurden konkrete To-Dos formuliert: So plant die Bildungsdirektion, einen Workshop zum Thema Gleichberechtigung an einer Montafoner Schule umzusetzen. Mit der Elternvertretung entstand die Idee eines digitalen Stammtischs, bei dem Kinder ihre Bedürfnisse gegenüber den Eltern formulieren können. Einige Politikerinnen und Politiker signalisierten, künftig stärker Formate zu nutzen, die Jugendliche ansprechen, um in einen echten Dialog zu kommen. Und mindestens ein Medienschaffender nahm sich das Ziel mit, im Redaktionsteam eine einheitliche Regelung zur Nennung der Herkunft bei Straftaten zu etablieren.
Ein Anfang, der weiterführt
Der Beteiligungsprozess macht deutlich: Wenn Jugendliche die Möglichkeit haben, sich aktiv einzubringen, entstehen konkrete Impulse für eine respektvolle und offene Gesellschaft. Der Austausch vom 24. April soll daher nicht das Ende, sondern der Auftakt für eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen Jugendlichen und entscheidungstragenden Personen im Montafon sein.
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