Good bye, Rote-Wand-Gletscher

Direkt am Gipfel der Roten Wand und an der Alpe Klesenza nahmen die Teilnehmenden Abschied vom schmelzenden Gletscher - verbunden mit der Aufforderung, rasche Maßnahmen gegen den Klimawandel zu setzen. Foto: Christoph Eberl, Sympoietic Society
Direkt am Gipfel der Roten Wand und an der Alpe Klesenza nahmen die Teilnehmenden Abschied vom schmelzenden Gletscher - verbunden mit der Aufforderung, rasche Maßnahmen gegen den Klimawandel zu setzen. Foto: Christoph Eberl, Sympoietic Society
26.09.2023

Das Schmelzen der Alpengletscher ist ein besonders augenscheinliches Zeichen des Klimawandels. Vom Gletscher am Gipfel der Roten Wand in Vorarlberg ist nur noch ein kleiner Rest übrig. Dies nahm ein internationales Kunstkollektiv zum Anlass, um Anfang September mit einer Abschiedszeremonie auf die Gletscherschmelze und die Notwendigkeit für Gegenmaßnahmen aufmerksam zu machen.

Den „Klimanotfall Gletscherschmelze“ thematisierte das internationale Kunstkollektiv „Sympoietic Society" mit verschiedenen Veranstaltungen während einer alpinen Kunstresidenz, die im Zentrum des LEADER-Projekts „ICE * In Case of Emergency” stand. Mit Workshops, Performances, Lagerfeuergesprächen, Vorträgen aus Kunst, Kultur, Design und Wissenschaft sowie einer Podiumsdiskussion gab es vom 5. bis 10. September 2023 im Kulturraum Ruine Blumenegg in Thüringerberg vielfältige Möglichkeiten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Ideen zur Kunstresidenz entstanden während eines einjährigen Projekts, bei dem das Kunstkollektiv mit Gewässern, Gletschern und lokalen Gemeinschaften in Finnland, Italien und Österreich forschte und experimentierte.

Abschied nehmen und aktiv werden

„ICE" gipfelte am 9. September in einer Kunstwanderung mit Gletscherzeremonie, um die Existenz des aussterbenden Gletschers der Roten Wand zu würdigen und Abschied zu nehmen. In Begleitung von lokalen Bergführer:innen und freiwilligen Helfer:innen wurde die Zeremonie im kleinen Kreis direkt am Rote Wand Gipfel im "Höhenlager" um 11:58:30 Uhr, in Anlehnung an die Weltuntergangsuhr, abgehalten. Gleichzeitig konnten weitere Teilnehmer:innen die Gletscherzeremonie vom Basislager auf der Alpe Klesenza über Bild- und Tonübertragung verfolgen. Nach einer initialen Trauerminute hielt Glaziologe Günther Groß eine Abschiedsrede. Die Bergführer:innen hissten symbolisch ein Grabtuch für den Gletscher und das Kunstkollektiv streute von verschiedenen Gletschern in den Alpen zusammengetragenen Staub als „Asche“ in den Wind. Die Zeremonie endete mit der Beigabe eines Gletscher-Registerbuchs zum bestehenden Gipfelbuch, um das Abschmelzen des Gletschers fortlaufend dokumentieren zu können. Weitere Performances wurden abgehalten, eine kleine Bibliothek mit Gletscherliteratur eingerichtet und eine schmelzende Eisskulptur, welche an eine Eiskernprobe erinnert, präsentiert.

Abschließend erinnert Glaziologe Günther Groß: "Für den Rote-Wand-Gletscher ist die Zeit bereits abgelaufen. Mit raschen Maßnahmen können wir die fatale Eigendynamik des Klimas noch abbremsen und bestmöglich versuchen, eine lebenswerte Welt für Gletscher und Menschen zu erhalten – auch mit entsprechenden Anpassungsmaßnahmen."