Erfolgsmodell betriebliche Kinderbetreuung

Perrine Getzner, selbst zweifache Mutter, hat die unternehmenseigene Kinderbetreuung bei der Getzner Textil AG mit aufgebaut. Weshalb es gut funktioniert hat, erzählt sie im Podcast.
Perrine Getzner, selbst zweifache Mutter, hat die unternehmenseigene Kinderbetreuung bei der Getzner Textil AG mit aufgebaut. Weshalb es gut funktioniert hat, erzählt sie im Podcast.
16.10.2023

Beruf und Familie gut unter einen Hut zu bringen, geht leichter, wenn die Kinder gut betreut sind. Ist das am eigenen Arbeitsort möglich, gewinnen sowohl der Betrieb als auch die Mitarbeitenden. Warum und wie das bei der Getzner Textil AG gelungen ist, erzählt Perrine Getzner im neuesten Podcastbeitrag der Reihe „Geschlechterrolle vorwärts“.

Perrine Getzner arbeitet seit über 21 Jahren bei der Getzner Textil AG und ist Mutter von zwei Mädchen im Alter von zehn und drei Jahren. Getzner war federführend daran beteiligt, die unternehmenseigene Kinderbetreuung aufzubauen. Nach anfänglicher Zurückhaltung läuft diese so gut, dass kürzlich eine zweite Betreuungsgruppe eröffnet wurde. Und es gibt sogar Pläne für eine nochmalige Erweiterung.

„Ich wollte finanziell unabhängig sein“

Dass Getzner sich stark für das innovative Betreuungsprojekt engagiert hat, hängt viel mit ihren eigenen Erfahrungen als Mutter zusammen. Perrine Getzner ist mit einer traditionell geprägten Rollenverteilung aufgewachsen: Der Vater berufstätig, die Mutter zu Hause bei Perrine und ihrem Bruder. Nach der Geburt ihrer ersten Tochter merkte Getzner, dass ein solches Familienmodell für sie selbst nicht stimmig ist. Sie begann bald wieder zu arbeiten, ihre Mutter übernahm währenddessen die Kinderbetreuung. „Mein Ziel war es immer, eine gute Mutter zu sein. Gleichzeitig habe ich auch Bedürfnisse. Mir war es wichtig, finanziell unabhängig zu sein“, erklärt Getzner ihre Motivation.

Im engsten Familienkreis erfuhr Getzner Unterstützung. Aus dem Umfeld wurde Getzner aber immer wieder konfrontiert mit Fragen wie „Was, du gehst schon arbeiten? Wofür brauchst du dann Kinder?“. Getzner erinnert sich: „Ich habe mich immer rechtfertigen müssen. Das schlechte Gewissen war mein täglicher Begleiter. Es ging mir nicht gut.“.

Betreuungsqualität, Kooperation und Innovation als Erfolgsfaktoren

Bei Getzner entstand die Idee, im Unternehmen eine eigene Kinderbetreuung aufzubauen. Diese wurde von den Verantwortlichen gutgeheißen, da der Betrieb das Potenzial erkannte und sich als familienfreundliches Unternehmen positionieren wollte. Bereits sechs Monate später startete die „Buntstiftle“-Gruppe, mit Getzners Tochter als erstem betreuten Kind. Die Anmeldungen kamen zögerlich, in der ersten Zeit wurden nur wenige Kinder betreut. Doch bereits nach einem halben Jahr war die Gruppe gut besetzt. „Es ist ansteckend: Wenn Frauen sehen, dass andere ihre Kinder vor Ort betreuen lassen und dass es gut funktioniert, entscheiden sie sich auch dafür“, erklärt Getzner das wachsende Interesse. Zentrale Voraussetzung dafür sei eine gute Qualität der Betreuung, ergänzt Getzner. Ebenso wichtig war die Unterstützung der Stadt Bludenz, die die Betreuung über einen Trägerverein insbesondere bei der Verwaltung unterstützt.

Die Nachfrage stieg laufend weiter, so dass bald nicht mehr alle Kinder betreut werden konnten. Es entstand der Wunsch nach einer zweiten Gruppe. Auch dieses Vorhaben wurde vom Unternehmen unterstützt. Da passende Räumlichkeiten fehlten, kam die Idee auf, eine Naturkinderbetreuung einzurichten. Die „Buntspechtle“-Gruppe wurde kürzlich als erste betriebliche Naturkinderbetreuung in Vorarlberg eröffnet. Neben der Kinderbetreuung bietet das Unternehmen den Mitarbeitenden weitere unterstützende Maßnahmen wie ein Karenzmanagement.

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