Wie Europa bei uns wirkt

Die Regio-V, die Regionalentwicklung Oberallgäu, EUREGIO via salina und Regionalentwicklung Außerfern organisierten die Veranstaltung im "Grünen Zentrum Immenstadt". Foto: SWW Oberallgäu
Die Regio-V, die Regionalentwicklung Oberallgäu, EUREGIO via salina und Regionalentwicklung Außerfern organisierten die Veranstaltung im "Grünen Zentrum Immenstadt". Foto: SWW Oberallgäu
12.05.2019

Die Europäische Union ist derzeit viel in den Medien. Was wir dort meist nicht zu hören bekommen: Wie Europa konkret vor Ort und in den Regionen wirkt. Einblicke hierzu erhielten 35 Teilnehmende an der Veranstaltung „Bedeutung und Potenziale grenzübergreifender Zusammenarbeit“ am 8. Mai in Immenstadt. Der Anlass wurde von der Regionalentwicklung Oberallgäu, der EUREGIO via salina, der Regionalentwicklung Außerfern und der Regio-V anlässlich der Europawoche 2019 veranstaltet.

Den Hauptvortrag hielten Prof. Dr. Tobias Chilla und Studierende der Geographie an der Universität Erlangen-Nürnberg im Stil eines „Science slam“. Abwechselnd erläuterten acht Master-Studierende jeweils einen Aspekt der Bedeutung und Potenziale grenzübergreifender Zusammenarbeit in der Region Österreich-Bayern. Dabei zeigten sie auf, wie facettenreich die räumliche Integration entlang der Grenzen ist. Einige Teilräume leben von starken Verflechtungen, insbesondere urbane Regionen. In anderen, meist ländlichen Regionen, bringen gerade die Unterschiede grenzüberschreitende Interaktionen hervor.

Ohne engagierte AkteurInnen läuft nichts

Gesetzmäßigkeiten lassen sich in diesem komplexen Gebilde laut den jungen ForscherInnen schwer formulieren. So wurde auch deutlich, wie stark die grenzüberschreitende Kooperation themenabhängig und wie wichtig das Engagement einzelner AkteurInnen ist. Erschwert werde eine Zusammenarbeit oft durch unterschiedliche Zuständigkeiten auf den institutionellen Ebenen. Im Übrigen sei die grenzübergreifende Kooperation zwischen Bayern und Österreich im Vergleich zu anderen Grenzräumen bislang recht schlecht erforscht, so die Gruppe.

Die Ergebnisse aus der Forschung wurden durch zahlreiche Praxisbeispiele von EU-Förderprojekten ergänzt, die die Veranstalter aus ihren Regionen mitbrachten. Kerstin Duchardt von der über das Interreg-Programm geförderten Euregio via Salina berichtete über die große Vielfalt der bestehenden grenzübergreifenden Projekte: Das Spektrum reicht vom Grenzgänger-Bergwanderweg über Mobilität bis hin zu philosophischen Veranstaltungen. Dr. Sabine Weizenegger von der über das LEADER-Programm geförderten Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Regionalentwicklung Oberallgäu betonte die Bedeutung der weichen Effekte von solchen Projekten. Die AkteurInnen lernen sich kennen und verstehen und bauen gegenseitiges Verständnis und Vertrauen auf.

Peter Steurer von der Regio-V berichtete über die Entwicklung seines Zuständigkeitsgebiets, wo schon seit 1997 mit dem LEADER-Programm gearbeitet wird. Mit Änderungen in der Gebietskulisse gingen auch institutionelle Anpassungen einher: Die LAG dort ist als Genossenschaft organisiert. Kooperationen würden aber bisweilen durch unterschiedliche Fördermodalitäten beidseits der Grenzen erschwert.

Gebündelte Zuständigkeiten in Tirol

Günter Salchner vertrat den Tiroler Ansatz, wo die Programme gebündelt werden. Die Regionalentwicklung Außerfern ist sowohl für LEADER als auch für Interreg zuständig, auch in der Programmverwaltung gilt dieses Prinzip. Diese Vorgehensweise bringe für die NutzerInnen von Förderprogrammen – von den Förderstellen über die Managements bis zum Antragsteller – viele Vorteile, so Salchner.

In der anschließenden Diskussion mit dem Plenum kamen dann auch kritische oder bislang ungelöste Punkte zur Sprache, etwa Alltagsprobleme durch Grenzkontrollen, dass Leistungen der Gesundheitssysteme gegenseitig nicht anerkannt werden oder dass Diskussionen wie um das Thema Maut den Gedanken der Gleichbehandlung und Solidarität innerhalb Europas gefährden. Da diese Fragen nicht vor Ort gelöst werden können, war eine Forderung, dass die Menschen in den Regionen von der übergeordneten Politik Lösungen stärker einfordern sollten.

Gelebte Zusammenarbeit zwischen Österreich und Bayern

Insgesamt wurde deutlich, wie die Europäische Idee in der Grenzregion Österreich-Bayern gelebt wird und auf welch vielfältige Weise die Menschen in der Region von Europa profitieren. Alle Teilnehmer und Veranstalter waren sich einig: Ohne Kooperation geht es nicht.

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