Regionales Fleisch mit Wert

Gemeinsam mit der Kuh auf der Alp: In der Kalbfleischproduktion ist dies die Ausnahme. Foto: Ilona Ilyés, Pixabay
Gemeinsam mit der Kuh auf der Alp: In der Kalbfleischproduktion ist dies die Ausnahme. Foto: Ilona Ilyés, Pixabay
22.09.2020

Fleisch aus der Region in der Region vermarkten: Dies ist ein zentrales Ziel der Naturpark Metzgerei Nagelfluhkette. Hierfür geht die Metzgerei auch neue Wege. Diesen Sommer gelang es, Kalbfleisch aus Weidehaltung zu verkaufen und die Kund*innen über diese Besonderheit zu informieren.

Damit eine Kuh Milch gibt, muss das Tier jedes Jahr ein Kalb gebären. Jedoch finden diese Kälber auf dem heimischen Markt bei weitem zu wenig Absatz. Eine Region, die sich für die Milchkuh entscheidet, muss sich auch für das Kalb entscheiden. Dies ist unter anderem ein Grundsatz der Genossenschaft Metzgerei Naturpark Nagelfluhkette.

Fleisch muss wieder mehr wert sein

Ziel der Metzgerei-Genossenschaft ist es, kleine landwirtschaftliche Strukturen zu stärken und gleichzeitig zukunftsfähige Modelle für die Landwirtschaft in der Region zu finden. Alle Lieferanten der Metzgerei verpflichten sich dazu, ihre Kälber mit Vollmilch vom eigenen Hof zu tränken. Die geschlachteten Tiere müssen im Naturpark Nagelfluhkette geboren und aufgezogen werden. Mindestens 120 Tage Weidehaltung oder Alpung pro Jahr sind für Rinder und Kühe vorgeschrieben. Für diesen extra Schritt, den die Landwirt*innen gehen, erhalten diese eine gerechte Entlohnung. Die Genossenschaft nimmt die Tiere zu Preisen deutlich über dem Marktpreis ab. Erfreulicherweise sind bewusste Kund*innen bereit, dies mitzutragen.

Von der Weide auf den Teller

Üblicherweise werden Kälber für die Fleischproduktion im Stall gehalten und mit Milch getränkt, damit das Fleisch seine gewohnte helle Farbe erhält. Stehen die Kälber auf der Weide und fressen Gras, wird ihr Fleisch dunkler. Die Naturparkmetzgerei hat diesen Sommer im Rahmen des LEADER-Projekts „Naturpark Vollmilchkalb“ erfolgreich Fleisch von einem Kalb vermarktet, das auf einer Alp in Balderschwang gemeinsam mit der Kuh gestanden ist. Kund*innen wurden im Laden über die Gründe der ungewohnten Fleischfarbe informiert. „Nach vielen interessanten Gesprächen haben unsere Kund*innen das besondere Kalbfleisch gerne gekauft“, freut sich Metzgerei-Geschäftsführerin Pia Nenning über den Erfolg der Aktion.

Die junge Genossenschaft mit hoch gesteckten Veränderungszielen motiviert jeden Tag Bäuer*innen, als Lieferanten neue Wege der Nachhaltigkeit zu gehen. Die Kundenschicht wächst, sowohl an jungen, sehr kritischen Konsument*innen als auch an älteren Kund*innen, welche sich an ihre Jugend erinnert fühlen, als man den Metzger und die Landwirtin noch persönlich kannte. Um das Projekt Naturparkmetzgerei erfolgreich in die Zukunft zu führen, braucht es nicht nur Mut, sondern auch verlässliche Partnerschaften. „Es ist noch ein langer Weg, aber wir haben uns schon mal aufgemacht“, so Obmann Ulrich Schmelzenbach.

Website der Naturpark-Metzgerei