„Ich ermutige alle Väter, in Karenz zu gehen“

Bernhard Dünser erzählt in der neuen Podcast-Folge von seinen Erfahrungen als Lebensberater und dreifacher Vater. Foto: Vorarlberger Familienverband
Bernhard Dünser erzählt in der neuen Podcast-Folge von seinen Erfahrungen als Lebensberater und dreifacher Vater. Foto: Vorarlberger Familienverband
10.10.2022

Bernhard Dünser hat sein Familienleben klassisch gestartet, beim zweiten Kind einen Teil der Kinderbetreuung übernommen und beim dritten Kind festgestellt, dass seine halbjährige Karenz eine große Bereicherung war. Er erzählt im Podcast „Geschlechterrolle vorwärts“ von seinen Erfahrungen. Noch mehr Ideen für eine gleichberechtigte Karenz gibt ein internationaler Podcast.

Bernhard Dünser arbeitet als Lehrer und als selbständiger Lebensberater. Zu seiner Familie gehören seine Exfrau, seine drei Kinder und sein Partner. Der Start in Dünsers Familienleben war klassisch: Er heiratete seine Frau, beide waren berufstätig, sie als Sachbearbeiterin, er als Käser in einer Sennerei. Als drei Jahre später die erste Tochter auf die Welt kam, blieb die Mutter zu Hause. „Wir haben uns nicht bewusst dafür entschieden, sondern wir haben nichts anderes gekannt“, erklärt Dünser seine damalige Familiensituation. Später lernte Dünser Männer kennen, die in Karenz waren. „Die habe ich bewundert und viel von ihnen gelernt“.

Gesprächsbedarf in Unternehmen

Bei der zweiten Tochter ging Dünsers Frau auch arbeiten und er übernahm einen Teil der Kinderbetreuung – was nicht immer einfach war. „Es war interessant für unsere Familie, weil neue Ideen reinkamen“, beschreibt Dünser den Mehrwert. Als Dünser den Arbeitgeber wechselt, brauchte es Überzeugungsarbeit, bis die Bedingung nach einer 80-Prozent-Anstellung akzeptiert wurde. „Karenz in einem Unternehmen ist Einteilungssache. Man muss viel miteinander reden und es im Team ausmachen, dann geht es“, beschreibt Dünser, wie es im Betrieb funktioniert hat.

Die ganze Familie gewinnt

Beim dritten Kind schließlich blieb Dünser ein halbes Jahr in Karenz. Das entlastete seine Frau von den Familienpflichten und gab ihr die Möglichkeit, einer Beschäftigung und ihren eigenen Stärken nachzugehen, eigenes Geld zu verdienen. „Es hat uns stark gemacht“, zeigt sich Dünser überzeugt. Er verschweigt dabei nicht die Herausforderungen: „Ich hatte das Gefühl, ich gebe meine Karriere auf, weil ich nicht mehr die gleichen Aufgaben übernehmen konnte, als ich zurückgekommen bin.“ Dennoch meint Dünser: „Ich würde es heute bei jedem Kind machen“.

Später ändert sich einiges in Dünsers Leben. Er studiert und arbeitet dann zusätzlich als systemischer Berater und Lebenscoach. Das Familienleben wird auf den Kopf gestellt, als Dünser sich als Homosexueller outet. Eine Einliegerwohnung wird dazu gebaut, in der Dünser mit seinem Partner lebt. Die Kinder können durch eine Verbindungstür aus- und eingehen. Abschließend ermutigt Dünser die Väter, in Karenz zu gehen und schließt auch die Frauen mit ein: „Habt den Mut loszulassen, um dem Mann etwas zuzutrauen“.

Die Podcast-Folge zum Nachhören

Inspirationen für Familienmodelle aus dem Ausland

Ideen für eine geschlechtergerechte Rollenteilung in Familien hat der Podcast „Ideenimport“ der deutschen Tagesschau zusammengetragen. Besonders gut funktioniert das System in Luxemburg: Es gibt einen sehr flexiblen, zweijährigen Teilzeit-Elternurlaub, der sehr gut angenommen wird. Neben der großen Flexibilität ist das fast nicht mehr vorhandene geschlechtsspezifische Lohngefälle ein Erfolgsfaktor. Den Familien entstehen keine finanziellen Nachteile, wenn der Mann zu Hause bleibt.

In Norwegen setzt man auf einen finanziellen Anreiz für Väter-Karenz: Das Einkommen des Vaters wird nur weitergezahlt, wenn die Frau arbeiten oder studieren geht. Obwohl in Japan das System ebenfalls eine Väter-Karenz ermöglicht, wird diese noch sehr wenig angenommen. Gefragt sind hier Männer, die dies vorleben, auch in höheren Positionen. Es ist sogar angedacht, die Namen von Unternehmen zu veröffentlichen, in denen die Väter-Karenz nicht funktioniert.

Podcast: Wie mehr Väter für Elternzeit gewinnen?