Genossenschaftlich organisierter Lebensraum: Erfolgreicher Auftakt für „Neue Nachbarschaft“

Heinz Feldmann von der WoGen erklärte die Idee gemeinschaftlichen Wohnens dem Publikum im voll besetzten Leiblachtalsaal.
Heinz Feldmann von der WoGen erklärte die Idee gemeinschaftlichen Wohnens dem Publikum im voll besetzten Leiblachtalsaal.
02.03.2020

Mit über 200 Teilnehmer*innen stieß die Auftaktveranstaltung des Projekts „Neue Nachbarschaft“ am 28. Februar im Leiblachtalsaal in Hörbranz auf großes Interesse. Die Veranstaltungsdokumentation ist auf der Projektwebsite verfügbar.

Bürgermeister Karl Hehle aus Hörbranz begrüßte die Anwesenden. Regio-V-Manager Peter Steurer stellte die Regionalentwicklung als Trägerin des Projekts vor und gab einen Kurzüberblick zu den Projektinhalten. Eine live-Umfrage mit Handyvoting ergab ein Bild der Menschen im Publikum: Die große Mehrzahl kommt aus der direkten Umgebung, mehr als ein Drittel möchten leistbarer und nachhaltiger wohnen und über 70 Prozent interessieren sich für das „Kloster3000“, das Konzept zur nachhaltigen Nutzung des Salvatorkollegs.

Kloster3000: erhalten, modernisieren, erweitern

Dem Thema „Kloster3000“ war der erste Vortrag gewidmet. Franz Rüf, Obmann des Vereins zur nachhaltigen Nutzung des Salvatorkollegs, stellte das Konzept vor. Das Grundstück wird im Eigentum der Salvatorianer bleiben. Eine zukünftige Nutzung durch eine noch zu definierende Trägerinstitution soll das kulturelle Erbe am Standort bewahren, der Gesellschaft dienen und eine wirtschaftlich selbst tragende Struktur ermöglichen. Das spirituelle Erbe soll in einem geistlichen Zentrum weiterleben und das Klostergebäude soll dies weiterhin zum Ausdruck bringen. Die Klosteranlage im Grüngürtel zwischen Hörbranz und Lochau soll ein wichtiger Teil der Kulturlandschaft bleiben.

Das Konzept sieht vor, den Bestandbau zu erhalten, zu modernisieren und durch Neubauten zu erweitern. Neben den bestehenden kirchlichen Räumen sollten auf dem neu gestalteten Areal neben Gemeinschaftseinrichtungen, Arbeits-, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten rund 150 Wohnungen Platz finden.

110 Haushalte haben bereits ihr Interesse am Konzept bekundet und könnten sich vorstellen, am Standort des Salvatorkollegs in Zukunft zu wohnen. Die nächsten Schritte werden sein, dass die Interessent*innen sich kennenlernen, die Nutzungsbereiche konkretisiert werden und voraussichtlich noch in diesem Jahr eine Genossenschaft gegründet wird.

Die Vorteile gemeinschaftlichen Wohnens aus erster Hand

Was ist gemeinschaftliches und genossenschaftlich organisiertes Wohnen? Diese Frage beantwortete Heinz Feldmann, Geschäftsführer der WoGen Wohnprojekte-Genossenschaft in Wien. Feldmann hat das gemeinschaftliche „Wohnprojekt Wien“ mit aufgebaut, in dem seit 2013 rund 100 Menschen in 39 Wohneinheiten zusammenleben. „Wir wollten ein gutes, nachhaltiges Leben in der Großstadt schaffen“ – so beschreibt Feldmann die Motivation der Gründer*innen.

Die umfangreichen Gemeinschaftseinrichtungen wie Küche, Fahrradgarage und Waschsalon ermöglichen es, dass die Bewohner*innen mit weniger Wohnraum auskommen und vielfältige Möglichkeiten zum Austausch vorfinden. „Wenn ich mein Ego zurücknehme, habe ich viele Vorteile“, fasst Feldmann die Vorzüge gemeinschaftlichen Wohnens zusammen. Feldmann stellte außerdem ein Wohnprojekt aus dem ländlichen Raum vor, das „KooWo“, Kooperatives Wohnen Volkersdorf in der Steiermark, das kürzlich fertiggestellt wurde.

Großes Interesse in Vorarlberg

Verena Konrad, Direktorin des Vorarlberger Architektur Instituts, gab schließlich einen Überblick über gemeinschaftliches Wohnen in Vorarlberg. Das Thema ist nicht neu und erhält besonders in Krisenzeiten wieder neue Bedeutung. Derzeit besteht großes Interesse in Vorarlberg, um Trends wie knappem, teurem Wohnraum und veränderten Bedürfnissen im Alter gegenüberzutreten.

Das vai ist eine wichtige Anlaufstelle zu diesem Thema, organisiert Veranstaltungen und bietet in seiner Bibliothek viel Literatur. Für Interessierte bieten Besichtigungen bereits umgesetzter Projekte einen großen Mehrwert. Der Erfolg der Projekte steht und fällt mit den Menschen. „Gemeinschaften existieren wegen der Personen, die sich in ihnen engagieren. Nachbarschaften muss man pflegen, damit sie Bestand haben“, so Konrad.

Vertiefung in fünf thematischen Gruppen

Im zweiten Teil der Veranstaltung hatten die Anwesenden die Möglichkeit, ihre Fragen, Wünsche und Interessen einzubringen. Zu fünf Themen wurde angeregt diskutiert. Heinz Feldmann erklärte beispielsweise, wie Soziokratie gemeinschaftlichen Projekten zum Erfolg helfen kann. Zum Kloster3000 wurde betont, dass die Rolle des geistlichen Zentrums geklärt werden müsse. Eine gute Altersdurchmischung der zukünftigen Bewohner*innen ist wichtig. Bei der Organisationsform Genossenschaft sollten flexible Ansätze in der Satzung verankert werden.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Ergebnisse der Gruppendiskussionen vorgestellt. Das Projektteam wird die Anregungen aus den Diskussionen in die weitere Arbeit am Projekt einfließen lassen.

Die Veranstaltungsdokumentation steht auf der Projekt-Website der Regio-V zur Verfügung und wird noch weiter ergänzt.

 

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Kloster Salvator