Kompass für lebenswerte Gemeinden im Alpenraum

Das Sozialplanungsinstrument zeigt anhand von Spinnendiagrammen, in welchen Bereichen der Handlungsbedarf in der Gemeinde besonders groß ist.
Das Sozialplanungsinstrument zeigt anhand von Spinnendiagrammen, in welchen Bereichen der Handlungsbedarf in der Gemeinde besonders groß ist.
08.01.2020

Wohnen, Gesundheit, Kultur: Damit Menschen gerne in den Alpen leben, müssen viele Bereiche stimmen. An welchen Schrauben Gemeinden drehen sollten, um die Lebensqualität zu verbessern, zeigt ein neues Sozialplanungsinstrument. Getestet wurde es an zehn Orten in den Alpen, darunter die Gemeinde Gaschurn.

Die Bevölkerung wird älter, neue Menschen kommen in die Gemeinden. Durch vielfältige Gesellschaften und einen bewusst verfolgten Pluralismus ergeben sich Möglichkeiten für soziale Innovation. Das internationale PlurAlps-Projekt hat Gemeinden, Unternehmen und die Zivilgesellschaft bei der Entwicklung einer Willkommenskultur unterstützt. Für Gemeinden entwickelte der Projektpartner Gemeindenetzwerk „Allianz in den Alpen“ ein Instrument für die mittel- und langfristige Sozialplanung in Kommunen, das allen Interessierten zur Verfügung steht.

Das Sozialplanungsinstrument

Das Instrument soll den Gemeinden helfen, die Lebensqualität zu bewerten und zu verbessern. Es besteht aus einem Prozess in der Gemeinde, einem Fragenkatalog in Form eines benutzerfreundlichen Online-Tools und einem Handbuch. Die Indikatoren, als Fragen formuliert, werden im Online-Tool beantwortet und mit breiter Beteiligung von Stakeholdern bewertet.

Der Fokus liegt auf den zentralen Fragen: Welche Lebensqualität finden Bevölkerung sowie Zuwanderinnen und Zuwanderer vor? Wie lässt sich diese steigern? Welche Angebote in einer Gemeinde unterstützen eine rasche Integration aller Formen der Zuwanderung – von der Binnenwanderung bis hin zur Fluchtmigration? Auf Basis dieser Analyse der Lebensqualität können Maßnahmen zur Verbesserung erarbeitet und umgesetzt werden. Um die Entwicklung und Trends ablesen zu können, ist es sinnvoll, den gesamten Prozess in Abständen von zwei bis fünf Jahren zu wiederholen.

Gewonnene Erkenntnisse

Zehn Pilotgemeinden aus dem gesamten Alpenraum nutzten das Instrument im vergangenen Jahr, um die Lebensqualität zu bewerten. Darauf aufbauend wurden Aktionspläne mit Maßnahmen zur Verbesserung erarbeitet. In Gaschurn beispielsweise ergab die Arbeit mit dem Instrument, dass im Bildungsbereich ein überbetriebliches Angebot für MitarbeiterInnen im Tourismus mit der Wirtschaftsgemeinschaft diskutiert werden sollte. Zum Thema Zuwanderung empfehlen die Ergebnisse die Formulierung von Leitsätzen.

Aus den Erfahrungen in allen Pilotgemeinden wurden folgende Erkenntnisse formuliert:

  • Begleitung durch externe BeraterInnen

Insbesondere für die Schulung im Gebrauch des Online Tools, die Zusammensetzung der Arbeitsgruppen und die Moderation der lokalen Workshops wird externe Begleitung benötigt. Der Blick von außen auf die Gemeinde hat sich als sehr hilfreich erwiesen. Externe BegleiterInnen können auch Beispiele von anderen Gemeinden aufzeigen und Kontakte vermitteln.

  • Verlinkung des Prozesses mit bereits laufenden oder geplanten anderen Prozessen

Durch die Nutzung von Synergien zwischen den Prozessen wird eine (vor allem zeitliche) Überlastung der Beteiligten vermieden. Bereits erarbeitete Ergebnisse können in die Analyse und Verbesserungsmaßnahmen einfließen.

  • Lebensqualität für alle

Die gesamte Bevölkerung muss berücksichtigt werden. Verbesserungsmaßnahmen, die nur einzelnen Gruppen zugutekommen, sind mögliche Konfliktquellen.

  • Beteiligung ist wesentlich

Um ein umfassendes Bild der gesamten Gemeinde zu erhalten ist in der Regel zu wenig Wissen in der Verwaltung einer Gemeinde vorhanden. Daher ist die Beteiligung der Bevölkerung, insbesondere wichtiger Stakeholder und Schlüsselpersonen, am gesamten Prozess wesentlich.

Ganzheitliches Planungsinstrument in Vorbereitung

Das Gemeindenetzwerk will in Zukunft ein Instrument bereitstellen, das für eine umfassende nachhaltige Gemeindeentwicklungsplanung geeignet ist. Dazu wird das Sozialplanungsinstrument im Rahmen eines neuen Projekts um die Themen Umwelt- und Naturschutz, Klimawandelanpassung und Energie ergänzt. Außerdem wird ein Modell für eine externe Zertifizierung ausgearbeitet. Am Instrument interessierte Gemeinden können sich bei der Geschäftsstelle des Gemeindenetzwerks melden.

Informationen zum Sozialplanungsinstrument auf der PlurAlps-Website