Muntafunerisch
Erarbeitung von wissenschaftlichen Grundlagen, Erstellung einer digitalen Dialekt-Datenbank, Bewusstseinsbildung und vielfältige Vermittlungsangebote sowie Veranstaltungen zum Thema Montafoner Mundart.
Das Projekt "Muntafunerisch – Montafoner Mundart" hatte sich das Ziel gesetzt, ein stärkeres Bewusstsein für den Montafoner Dialekt zu schaffen, sich vertieft mit der regionaltypischen Mundart auseinanderzusetzen, diese zu dokumentieren und schließlich die Sprachtradition zu pflegen.
Hierfür wurde die Online-Dialektdatenbank www.muntafunerisch.at entwickelt und mit über 5000 Wörtern und Phrasen bestückt. Teil der Datenaufbereitung war auch die Digitalisierung themenbezogener Medien, die ebenfalls auf der Plattform präsentiert werden.
Zur Vermittlung gehörte ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm. An insgesamt 26 Veranstaltungen – von der Lesung zum Sprachspaziergang über den Poetry-Slam bis hin zu einem Fachsymposium – wurde der Montafoner Dialekt, seine Geschichte und seine Eigenheiten einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Ferner wird ein neues Ausstellungselement in Form einer Hörstation in den Montafoner Museen präsentiert.
Neben sprachwissenschaftlichen Fachbeiträgen wurde auch ein reich illustriertes Kinderbuch mit Texten im Montafoner Dialekt verfasst und allen Volksschulkindern geschenkt.
Der Montafoner Dialekt ist ein zentrales Element für die regionale Identität der Bevölkerung der Talschaft Montafon. Er wird heute noch gepflegt und auch weiterentwickelt. Die historisch-kulturelle Besonderheit des Dialekts birgt Potential für die regionale Identifikation, aber auch für die touristische Nutzung.
Aufgrund der besonderen Siedlungsgeschichte der Region unterscheidet sich die Mundart des Montafons deutlich von den übrigen Dialekten Vorarlbergs und Österreichs, denn der Wortschatz weist besonders viele romanische Reliktwörter auf wie Mara, Heem oder etschas. So sind bis heute die meisten Montafoner Orts- und Flurnamen romanischer Herkunft und zahlreiche andere Mundart-Ausdrücke werden außerhalb des Tales nicht verstanden. Zudem war auch die Zuwanderung der Walser im Spätmittelalter von Bedeutung für die Entwicklung der regionalen Sprache, sodass sich mehrere Sprachschichten überlagert haben, was in dieser Form im Grenzraum zwischen den Sprachgebieten Alemannisch, Rätoromanisch und Bajuwarisch einzigartig ist.
Obwohl es sich beim Montafon um eine ausgesprochene Tourismusregion handelt, verwendet ein großer Teil der ansässigen Bevölkerung nach wie vor regelmäßig die Mundart. Sowohl in der Familie, in der Schule, bei der Arbeit sowie auch bei öffentlichen Anlässen wird der Montafoner Dialekt gepflegt und dadurch von Generation zu Generation weitergegeben. Insbesondere in den neuen sozialen Medien zeigt sich, dass auch die jüngere Generation in der Montafoner Mundart kommuniziert und diese entsprechend adaptiert und weiterentwickelt. Auf der anderen Seite verschwinden immer wieder traditionelle Begriffe – insbesondere aus dem Bereich der Landwirtschaft – aus dem allgemeinen Sprachgebrauch.
Auf Initiative des Standes Montafon sowie des Heimatschutzvereins Montafon wurde der Montafoner Dialekt 2017 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Voraussetzung dafür war eine erste Dokumentation der Eigenart dieser Mundart und die Durchführung von einzelnen Veranstaltungen (Lesungen) im Rahmen des landesweiten Festivals MundartMAI. Insbesondere das von Manfred Dönz herausgegebene Buch „Muntafuner Wärter, Spröch und Spröchli“ (Montafoner Schriftenreihe 4) bildete dafür eine wesentliche Basis. Trotz des Titels UNESCO Kulturerbe für den Montafoner Dialekt wurde das Potenzial dieses Themas bisher zu wenig genutzt.
Durch das Projekt “Muntafunerisch - Montafoner Mundart” wird auf den regionaltypischen Dialekt aufmerksam gemacht und diese Sprach-Tradition gepflegt. Durch die Miteinbeziehung der Montafoner:innen in die Befüllung der Datenbank können sich alle Interessierten aktiv in das Projekt einbringen. Die verschiedenen Vermittlungsformate sollen möglichst viele Personen erreichen und auf das Thema aufmerksam machen bzw. ein Bewusstsein dafür schaffen.
Digitale Datenbank
Als eines der zentralen Produkte dieses Projekts wurde eine wissenschaftlich fundierte Online-Datenbank mit Dialekt-Begriffen erstellt. Die Datenbank ist über www.muntafunerisch.at abrufbar. Ein großer Teil des Arbeitsaufwandes umfasste die Recherche und Datenaufbereitung.
Die Online-Datenbank beinhaltet neben einem Mundartwörterbuch auch verschiedenste Medien wie z.B. Mundart-Gedichte und Lieder, Texte und Sagen, Mundarthörstücke zu Museumsobjekten, Informationen zu Personen, die sich vertieft mit dem Montafoner Dialekt auseinandergesetzt haben, sowie wissenschaftliche Abhandlungen zur Thematik.
In die Mundartdatenbank konnten mehr als 5000 Begriffe und Phrasen eingepflegt werden. Das Wörterbuch beinhaltet neben einer Übersetzung auch Hörbeispiele mit der korrekten Aussprache, ergänzende Informationen wie Beispielsätze, Konjugationen und eine literarische Quellenangabe. Dieses Wörterbuch ist kein starres, geschlossenes Verzeichnis, es kann und soll fortlaufend ergänzt werden. Hierfür wurde ein intuitives Online-Formular eingerichtet, wodurch die interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit hat, neue Begriffe beizusteuern. Vor einer Veröffentlichung werden die neu gemeldeten Begriffe wissenschaftlich geprüft.
Museums-Ausstellungselemente
Ein Ausstellungsmodul in Form einer mobilen Medienstation mit verschiedenen Hörstücken (Gedichtlesungen, Musikstücken, etc.) wurde realisiert. Via QR-Code wurde eine Verlinkung zur Mundart-Datenbank hergestellt, wodurch es den Besucher:innen möglich ist, sich eigenständig vertieft mit der Montafoner Mundart auseinanderzusetzen und sich auch direkt einzubringen, etwa durch Beiträge weiterer Dialektausdrücke mithilfe des entsprechenden Online-Formulars.
Aufgrund der Nutzung bereits vorhandener Technik konnte das Vorhaben ressourcenschonend umgesetzt werden. Die Station wird künftig auch in den anderen Talmuseen (Bartholomäberg – Frühmesshaus, Silbertal – Bergbaumuseum; Gaschurn – Alpin- und Tourismusmuseum) zum Einsatz kommen.
Veranstaltungen
Zur Bewusstseinsbildung und zur Förderung der Praxis wurden verschiedenste innovative Veranstaltungsformate gemeinsam mit unterschiedlichen Partner:innen konzipiert und umgesetzt. Wiederkehrende Formate, wie die Sprachspaziergänge, die auch nach Projektabschluss weiterhin durchgeführt werden, wurden ebenfalls umgesetzt. Es fanden insgesamt 26 Veranstaltungen statt, einige werden hier vorgestellt.
septimo 2022 – September im Montafon – ein kultureller Erntemonat; Titel: Muntafunerisch: vertraut, verfälscht, unverständlich?
Den Auftakt bildete das Veranstaltungsprogramm septimo, das vom Heimatschutzverein Montafon/Montafoner Museen und Montafon Tourismus alle zwei Jahre ausgerichtet wird. Das Programm richtet sich an Einheimische und Gäste. Im Jahr 2022 standen der Montafoner Dialekt, die Sprachgeschichte und deren mannigfache Bezüge zur Kulturlandschaft im Fokus. Es konnten acht Veranstaltungspunkte umgesetzt werden.
Sprachspaziergänge
Zwei Privatpersonen entwickelten Sprachspaziergänge. Dieses Kulturvermittlungsangebot wurde im Rahmen von septimo 2022 erstmals präsentiert und seitdem einige Male durchgeführt. Das Format soll auch nach Projektende fortgeführt werden.
Fach-Symposium
Am 15.03.2024 wurde im Montafoner Heimatmuseum Schruns ein Fachsymposium zum Montafoner Dialekt (Titel: „Los üs metnand schwätza!“) ausgerichtet. Die vom Heimatschutzverein Montafon organisierte Veranstaltung war öffentlich und frei zugänglich. Für die Vorträge konnten u.a. Wissenschaftler:innen von den Universitäten Innsbruck, Tübingen, München und Zürich gewonnen werden. Den Abschluss der überaus gut besuchten Veranstaltung bildeten eine Podiumsdiskussion sowie ein Konzert der Mundart-Band „WWÄXL“. Für eine sprachwissenschaftliche Fachpublikation verfassten die Vortragen des Symposiums Beiträge.
Poetry-Slam
Am 25.06.2024 wurde zusammen mit Ländle Slam und 23 Schülerinnen und Schülern der 4. Klasse der Mittelschule Schruns-Dorf ein Poetry-Slam realisiert. Thema war die Verbindung zwischen Dialekt und Heimat; das Programm wurde komplettiert mit einer Führung durchs Museum. Die Jugendlichen suchten sich nach der Führung für den abschließenden Poetry Slam für die erwähnte Verbindung Heimat-Dialekt interessante Objekte aus dem Heimatmuseum und verbrachten darüber – in Begleitung – schreibend im Museum den Nachmittag. Das Geschriebene wurde im Anschluss gemeinsam verarbeitet und präsentiert.
Mundart-Lesungen
Im Zeitraum 2022 bis 2024 wurden insgesamt 13 Lesungen durchgeführt, darunter das sogenannte „Mundart Quartett“, bei dem neue Literatur, Gereimtes und Ungereimtes aus vier Dialektregionen Vorarlbergs zum Besten gegeben wurden.
Publikation
Das Kinderbuch „Ahna & Mara“ mit Dialekttexten von Monika Valentin und Illustrationen von Anna Stemmer-Dworak ist aus Sicht aller Projektbeteiligter das Highlight. „Ahna und Mara“ erzählt die Geschichte einer Großmutter (im Montafoner Dialekt „Ahna“) und deren Enkelin „Mara“ (im Montafoner Dialekt steht Mara auch für „morgen“) und was sie im Leben erwartet. Dabei geht sie auf die verschiedenen Lebensphasen ein – vom Kleinkind über die Pubertät bis zum hohen Alter. Das Büchlein wurde allen Montafoner Volksschulkindern übergeben. Zudem fanden über die letzte Juniwoche 2024 hinweg in den Volksschulen zehn Lesungen durch die Autorin statt.
Durch das Projekt „Muntafunerisch – Montafoner Mundart“ wurde auf den Dialekt aufmerksam gemacht und das Bewusstsein für die regionaltypische Sprache geschärft. Ein Hauptaugenmerk lag auf der aktiven Miteinbeziehung der Montafoner:innen. Dies wurde dank innovativer Veranstaltungs- und Vermittlungsformate oder der Möglichkeit der Mitwirkung bei der Befüllung der Dialektdatenbank in die Tat umgesetzt.
Resultate:
- Eine digitale Datenbank zum Thema “Montafoner Mundart” ist erstellt und mit über 5000 Mundart-Ausdrücken befüllt. Interessierte Personen haben laufend die Möglichkeit, diese Datenbank zu ergänzen. Ferner finden sich auf der Plattform mannigfaltige themenbezogene Medieninhalte und weiterführende Informationen.
- Das Online-Repository ist eine wissenschaftlich fundierte Dokumentation des Montafoner Dialekts und ermöglicht es jedem Interessierten, sich intensiv mit der regionalen Sprache auseinanderzusetzen.
- Über verschiedene innovative Vermittlungs- und Veranstaltungsformate wurde Bewusstsein für die Montafoner Mundart geschaffen.
- Über ein Ausstellungsmodul in den vier Montafoner Museen bleibt das Wissen zur Montafoner Mundart langfristig erhalten und zugänglich.
- Ein Kinderbuch und sprachwissenschaftliche Fachbeiträge wurden erstellt.
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