Frauen jetzt entlasten: Traurige Bilanz nach zwei Jahren Pandemie

10. März 2022

Frauen entlasten, besonders in Krisenzeiten: Das fordern die Vorarlberger Mädchen- und Frauenorganisationen. Foto: pixabay

Seit zwei Jahren ist klar: Die Krise trifft den weiblichen Teil der Bevölkerung besonders hart. Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern werden auf eklatante Art und Weise spürbar. Mädchen- und frauenspezifische Einrichtungen in Vorarlberg ziehen Zwischenbilanz: Seit Pandemiebeginn hat sich strukturell nichts verändert, die Politik hat nur unzureichend reagiert.

Mehr Stress, mehr Arbeit, mehr Belastung, mehr Druck – so lassen sich die letzten zwei Jahre für Frauen zusammenfassen. Das sehen Einrichtungen wie der Verein Amazone, das femail FrauenInformationszentrum Vorarlberg und das Frauenmuseum Hittisau in ihrer Arbeit Tag für Tag. Homeoffice, Homeschooling, Sorgearbeit privat und beruflich, mehr Familien-  und Hausarbeit. Seit Anfang der Pandemie ist klar, dass die Mehrarbeit vor allem von Frauen getragen wird. Gleichzeitig sind sie in besonderem Maße von Jobverlust und Kurzarbeit betroffen.

Frauen als Leistungsträgerinnen der Krise

„In Krisensituationen ist schnelle und unbürokratische Hilfe gefragt – da kann sich die Gesellschaft auf die Frauen verlassen, die Aufgaben schnell und häufig kostenlos übernehmen. Das hat – nicht erst seit Corona – System,“ meint Sarah Bard, Geschäftsführerin im femail. Frauen sind die Leistungsträgerinnen dieser Krise und werden dafür nicht entsprechend entlohnt, sondern ausgebeutet. Sie sind in besonderem Maße belastet und werden weder entschädigt noch unterstützt.

Obwohl die Pandemie mehr als deutlich gemacht hat, dass es akuten Handlungsbedarf bei der Care-Arbeit, am Arbeitsmarkt und bei Unterstützungsleistungen gibt, ist – bis auf ein bisschen Applaus – auch zwei Jahre später nichts passiert. Die Politik hat weder Programme noch Mittel für eine nachhaltige und strukturelle Veränderung dieser Situation bereitgestellt.

Wie die Politik handeln sollte

Was es dringend braucht, haben unzählige Expert*innen aus unterschiedlichen Feldern klar dargelegt und das entspricht auch der Erfahrung vieler in Österreich tätiger mädchen- und frauenspezifischer Organisationen: Investitionen im Gesundheitssektor und in der Bildung, Pflegereform, Ausbau der Kinderbetreuung, Unterstützungsangebote für psychisch Belastete – insbesondere auch Kinder und Jugendliche, umfassenden Gewaltschutz, höhere Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen in systemrelevanten Bereichen, Unterstützung für Alleinerziehende, gendersensible Entscheidungen in allen Politikfeldern.

„Gerade die Situationen von Mädchen und jungen Frauen müssen in den Blick genommen werden. Sie sind in besonderem Maße psychisch belastet, erleben enormen Leistungsdruck und haben Zukunftsängste,“ meint Angelika Atzinger, Geschäftsführerin im Verein Amazone. Hier braucht es eine Politik, die ihre Bedürfnisse ernst nimmt und in ihre Entscheidungen miteinbezieht.

Und auch angesichts des Krieges Russlands gegen die Ukraine ist auf die höchst prekäre Situation von Frauen hinzuweisen. „Schwangere gebären in U-Bahn-Stationen, durch den Stress sind viele nicht mehr in der Lage zu stillen, es gibt kaum Babynahrung,“ berichtet Stefania Pitscheider Soraperra, Direktorin im Frauenmuseum Hittisau, vom Austausch mit dem ukrainischen Gender Museum.

Taten statt Worte – es ist höchste Zeit! Die Einrichtungen Verein Amazone, femail und Frauenmuseum Hittisau fordern, dass endlich gehandelt wird, die Politik Geld in die Hand nimmt, umfassende Maßnahmen umsetzt und dass Situationen von Frauen in der Krisenbekämpfung besondere Berücksichtigung finden.

Rollen im Wandel: neues LEADER-Projekt

Wie mehr Geschlechtergerechtigkeit im Alltag funktionieren kann, untersucht das LEADER-Projekt Rollen im Wandel. Das Projekt wird gemeinsam von der Regio-V, Amazone, femail und dem Familienverband umgesetzt. Mehr Informationen zu den im Projekt vorgesehenen Aktivitäten folgen in Kürze.

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