Ein gelungenes Experiment: Die perfekte Liste
10. Juni 2024
Projekt
Eine Schauspielerin, eine Wissenschaftlerin und ein engagiertes Publikum widmeten sich der Frage: Wer repräsentiert die Interessen der Menschen? Ein Rückblick zur Veranstaltung „Die perfekte Liste“ vom 3. Juni 2024 im Theater am Saumarkt in Feldkirch, die rund 90 Interessierte mitverfolgt haben.
Wie kann die Vielfalt der Gesellschaft in politischen Gremien wie beispielsweise einer Gemeindevertretung berücksichtigt werden? Diese Frage stand im Zentrum des experimentellen Theaterabends, der im Rahmen des LEADER-Projekts "Rollen im Wandel" stattgefunden hat. Unter dem Titel „Die perfekte Liste“, führten in einer Kombination aus Improvisations-Theater und Vortrag „Bürgermeisterin“ Vivienne Causemann und Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle souverän durch diesen Versuch.
Für ein solidarisches Gemeinschaftsleben
Das Gemeinschaftsleben in Vorarlberg soll nach den Grundsätzen der Subsidiarität und der Solidarität aller gesellschaftlichen Gruppen gestaltet werden. An dieses Ziel, das das Land Vorarlberg in seiner Verfassung festgeschrieben hat, erinnerte Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin des femail FrauenInformationszentrums, zum Einstieg in den Abend. Der Theaterabend sollte zeigen, wie möglichst viele gesellschaftliche Gruppen beim Aufstellen einer Wahlliste auf Gemeindeebene berücksichtigt werden können – und welche Herausforderungen es dabei zu meistern gilt.
Als Bürgermeisterin Anna Amann forderte die Schauspielerin Vivienne Causemann das Publikum auf, sich für die nächste Wahl für einen der sieben Listenplätze zur Verfügung zu stellen. Ihre wichtigste Vorgabe: Die Liste soll möglichst repräsentativ und vielfältig sein. Die Stühle auf der Bühne waren schnell gefüllt und die Zusammensetzung der Wahlliste aus dem Publikum überraschend divers. Die Bürgermeisterin macht noch einige Optimierungen, nicht alle Vielfältigkeits-Kriterien konnten jedoch aufgrund der begrenzten Zahl an Listenplätzen berücksichtigt werden.
Wie Politik gelingen kann
Im Anschluss gab Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle anhand statistischer Kennzahlen einen Überblick, welche Gruppen in Vorarlberg in Gemeindevertretungen repräsentiert sein müssten und welche Herausforderungen es dabei gibt. Schnell wurde deutlich: In der Wirklichkeit schaut die Situation vielerorts anders aus. Auch sind viele Menschen gar nicht wahlberechtigt, beispielsweise aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit. Die Expertin erklärte, weshalb Parteien wichtiger sind als einzelne Politiker:innen und dass Politik überall stattfinden kann, ob im Freundeskreis, im Verein oder auf der Straße. Über Fragen aus dem Publikum kamen weitere Themen wie die Wahlpflicht, Amtszeitbegrenzungen und politische Bildung in Schulen zur Sprache. Stainer-Hämmerle appellierte abschließend an das Publikum, selbst politisch aktiv zu werden.
Ideen für lebenswerte Gemeinden
Weitere Ideen, wie demokratisch gewählte Gremien vielfältig gestaltet werden können, zeigen die Partner:innen des Projekts Rollen im Wandel auf einer ansprechend gestalteten Karte. Die Karte ist Teil eines Sets von Ideen zu fünf Themen, die für lebenswerte Gemeinden zentral sind. Die Ideenkarten wurden während des Theaterabends erstmals öffentlich präsentiert und werden in den nächsten Wochen an die Gemeinden verteilt.
Der Abend war eine Kooperationsveranstaltung von Regionalentwicklung Vorarlberg, femail FrauenInformationszentrum Vorarlberg, Frauenmuseum Hittisau, Theater am Saumarkt und wortart-Studio für Kommunikationsgestaltung.
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