STOFF/WIESE
Ein Materialgarten und Vermittlungsformat für nachhaltige Mode
Die Textilindustrie ist weltweit für etwa 10 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich – mehr als die internationale Luftfahrt und die Seeschifffahrt zusammen – und trägt zu rund 20 Prozent der globalen Wasserverschmutzung bei. Mit dem Aufstieg der Fast Fashion hat sich das Produktionsvolumen der Textilindustrie in den letzten Jahren rasant erhöht. Gleichzeitig wird allein in Österreich jedes achte Kleidungsstück weggeworfen.
Die Ausstellung STOFF/WECHSEL im Frauenmuseum Hittisau nimmt diese Problematik zum Anlass, einen kritischen, feministischen Blick auf die Fast-Fashion-Industrie zu werfen. Ergänzend dazu lädt die STOFF/WIESE, ein Materialgarten für nachhaltige Mode vor dem Museum, dazu ein, regionale, historische Rohstoffe für die Textilproduktion wachsen und gedeihen zu sehen. Besucher:innen und Passant:innen erhalten so einen direkten Zugang zu den Pflanzen und Materialien, die als Basis für nachhaltige Textilien dienen.
Gerade in Vorarlberg spielte die Textilindustrie eine zentrale Rolle. Der Bregenzerwald prägte mit Heimarbeit und Stickerei maßgeblich die Entwicklung der Branche. Zudem war die Region einst ein wichtiger Anbauort für Rohstoffe wie Flachs oder Brennesseln. Die Arbeitslast dieser Wirtschaftszweige lag dabei oft auf den Schultern von Fabrikarbeiterinnen, Heimarbeiterinnen und Landwirtinnen.
Die STOFF/WIESE knüpft an diese Geschichte an. Hier wachsen traditionelle und moderne Pflanzenarten für die Textilproduktion sowie Pflanzen zur Herstellung von Naturfarbstoffen. Eine digitale Analyseplattform, informative Beschilderungen und Vermittlungsaktivitäten machen Wissen über den Anbau und die Verarbeitung von Rohstoffen sowie über die sozialen und historischen Bedingungen der Textilindustrie zugänglich – sowohl in Vorarlberg als auch im globalen Kontext.
Durch die haptische Auseinandersetzung mit textilen Rohstoffen und ihrem Anbau sensibilisiert die STOFF/WIESE für die Herausforderungen der heutigen Textilindustrie. Sie regt dazu an, alternative Wege aufzuzeigen, wie Rohstoffe regional, nachhaltig und ressourcenschonend produziert werden können.
Der projekteigene Webauftritt (www.stoffwiese.at) dient als Informationspool, in dem Dokumentationen zu Entwicklungsschritten, Herausforderungen und Veröffentlichungen rund um das Thema gesammelt und zugänglich gemacht werden.
Der Vorplatz des Frauenmuseums Hittisau besteht derzeit aus einer ungenutzten Wiese mit angrenzender Böschung, einem Brunnen sowie einem Fußweg, der zum Museum und von dort wegführt. Diese Fläche wurde bislang nicht als Aufenthaltszone gestaltet: Es fehlen Sitzmöglichkeiten, Beschattung oder eine ansprechende Nutzung. Der Bereich dient momentan ausschließlich als Wegführung und wird für die Präsentation und Kommunikation des Museums nach außen nur minimal genutzt.
Das Frauenmuseum Hittisau möchte diesen Raum aktiv gestalten und bespielen, um das Thema Fast Fashion und die damit verbundenen Herausforderungen sichtbar und erlebbar zu machen.
Die STOFF/WIESE soll ein offener, frei zugänglicher Ort für alle sein – für Besucher:innen, Passant:innen, umliegende Schulen und kommunale Einrichtungen. Sie bietet die Möglichkeit, sich über nachhaltige Textilproduktion zu informieren, Pflanzenwachstum und Rohstoffgewinnung hautnah zu erleben oder einfach im Grünen zu verweilen und neue Energie zu tanken. Ziel ist es, ein bewussteres Verständnis für den Umgang mit Kleidung und deren Entstehungsprozess zu fördern.
Die STOFF/WIESE fungiert als Lernort, der auf anschauliche, greifbare Weise einlädt, sich mit den Themen Fast Fashion und der Geschichte der Textilproduktion auseinanderzusetzen. Dieser Ort spricht Menschen aller Altersgruppen und sozialen Hintergründe an. Dank des befestigten Fußwegs ist er barrierefrei zugänglich, und der vorhandene Brunnen erleichtert die Wasserversorgung der Pflanzen.
Durch diese Transformation wird der Vorplatz des Frauenmuseums Hittisau zu einem lebendigen Raum, der sowohl der Wissensvermittlung als auch der Erholung dient und die Verbindung zwischen Kultur, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft stärkt.
Die STOFF/WIESE verwandelt eine bisher ungenutzte Fläche in einen Lern- und Verweilort, der bereits außerhalb der Museumsräume mit Besucher:innen und Passant:innen in Dialog tritt. Sie macht das Ausstellungsthema auf anschauliche und niedrigschwellige Weise erlebbar, wodurch mögliche Berührungsängste abgebaut werden. Das direkte Erleben des Pflanzenwachstums schafft eine neue, bewusste Beziehung zu den Rohstoffen der Modeproduktion und sensibilisiert für einen nachhaltigen Umgang mit Kleidung.
Begleitet wird die STOFF/WIESE durch Maßnahmen wie eine digitale Analyseplattform, informative Beschilderungen, öffentliche Veranstaltungen und gezielte Kommunikationsangebote. Interessierte werden so eingeladen, sich vertieft mit der Textilproduktion und ihrer regionalen Geschichte auseinanderzusetzen. Gleichzeitig wird die STOFF/WIESE eng in die Ausstellung und die pädagogischen Aktivitäten des Museums integriert.
Darüber hinaus dient die STOFF/WIESE als Vernetzungsplattform für regionale Akteur:innen aus den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz, Textilchemie und Geschichte. Konkret sind Kooperationen mit der Landwirtschaftsschule Hohenems, den Schulen in Hittisau und der Via Campesina Österreich (eine internationale Bewegung von Kleinbäuer:innen und Landarbeiter:innen) geplant.
Eine digitale Analyseplattform dokumentiert fortlaufend den Anbau, das Pflanzenwachstum sowie die Herausforderungen und Erfolge des Materialgartens. Diese Daten werden öffentlich zugänglich gemacht. Zum Zeitpunkt der Ernte wird eine Ergebniszusammenfassung erstellt, begleitet von einer öffentlichen Veranstaltung, bei der Expert:innen aus den genannten Bereichen über Nachhaltigkeit in der Textilproduktion und mögliche Alternativen zur Fast Fashion diskutieren.
Die gewonnenen Erkenntnisse aus der STOFF/WIESE, den Analysen und Diskussionen werden zukünftigen Projekten als wertvolle Grundlage zur Verfügung gestellt und tragen dazu bei, nachhaltige Lösungen für die Textilindustrie weiterzuentwickeln
Im Rahmen der Vermittlungsaktivitäten werden die Inhalte der STOFF/WIESE zunächst unter historischen, geschlechterspezifischen und nachhaltigen Aspekten aufgearbeitet. Auf dieser Grundlage entstehen Texte für Beschilderungen, Werbemittel und die Online-Präsenz, die durch eine projektbezogene Corporate Identity (CI) gestalterisch begleitet werden.
Ein projekteigener Webauftritt dient als Informationspool, in dem Dokumentationen zu Entwicklungsschritten, Herausforderungen und Veröffentlichungen rund um das Thema gesammelt und zugänglich gemacht werden.
Regelmäßige Gartenbegehungen während der Projektlaufzeit ermöglichen es, den Fortschritt der STOFF/WIESE zu analysieren, zu dokumentieren und sowohl digital (auf der Analyseplattform) als auch analog (bei Begehungen) sichtbar zu machen. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden die gewonnenen Erkenntnisse didaktisch aufgearbeitet und in die aktuelle Ausstellung des Museums integriert. Die Weitergabe des Wissens erfolgt auch im Rahmen praktischer Gartenführungen.
Den Abschluss des Projekts bildet eine öffentliche Veranstaltung zur Erntezeit, bei der Expert:innen zu den Themen Nachhaltigkeit, Textilproduktion und Landwirtschaft in einen Dialog treten.
In der Umsetzungs- und Betreuungsphase der STOFF/WIESE werden zunächst Partner:innen für Saatgut, Jungpflanzen, Gartenplanung, praktische Umsetzung und laufende Pflege gesucht. Es wird festgelegt, welche Pflanzen angebaut werden sollen, dazu Basisbeschreibungen erstellt und begleitendes Fotomaterial gesammelt. Ein detaillierter Gartenplan wird entwickelt, der Blüh- und Keimfolgen über die Jahreszeiten berücksichtigt.
Der Boden wird entsprechend den Anforderungen der ausgewählten Pflanzen vorbereitet, Beete angelegt, Rankhilfen und notwendiges Zubehör ergänzt. Jungpflanzen werden entweder gekauft oder herangezogen. Von der Planung bis zur Pflege gibt es einen kontinuierlichen Austausch mit externen Partner:innen, Kulturvermittler:innen sowie einer zentralen Ansprechpartner:in für Entscheidungen und Problemlösungen.
Die Aufgaben wie Jäten, Wässern und Düngen werden von den Kulturvermittler:innen übernommen, um die Pflanzenpflege sicherzustellen und den Projektfortschritt nachhaltig zu begleiten.

Ein Materialgarten für nachhaltige Mode
Auf dem Vorplatz des Frauenmuseums in Hittisau wächst seit kurzem die STOFF/WIESE, ein temporär ang…