Resilienzwochen
Neuausrichtung des Tourismusbetriebs in Richtung gesundheitsfördernde Angebote zur Verbesserung der individuellen Lebenssituation und Burn-Out Prävention mittels natürlicher Ressourcen und kreativer Arbeit.
Vor 30 Jahren wurde das Erholungsheim in St. Gallenkirch im Montafon erbaut. Die ersten 15 Jahre beherbergten die Schwestern des Franziskanerordens Maria Hilf Gäste und betreuten alleinstehende, betagte oder bedürftige Menschen aus dem Tal. Nach dem Bau des Pflegeheimes St. Gallenkirch verlagerte sich ihr Betätigungsfeld mehr und mehr auf den Tourismus. Auf Grund der rasanten Entwicklung auch in diesem Wirtschaftszweig war eine klare Positionierung des nun 30 Jahre alten Tourismusbetriebs höchst notwendig. Ihrem Auftrag entsprechend möchten die Schwestern, dass das Maria Hilf für die Menschen da ist, Gastgeber bleibt und sich ganz besonders der Verbesserung der Lebenssituation und der Gesundheit des Einzelnen widmet.
In Maria Hilf ist ein Ort entstanden, der auf natürliche Weise die individuelle Lebenssituation der Gäste verbessert und der explosionsartigen Zunahme an körperlichen und psychischen Erschöpfungszuständen, begründet im zeitgeistlichen Lebensstil, entgegenwirkt. Methoden und Angebote zur Burn-out-Prävention unter Zuhilfenahme der Natur-(Garten) und Kulturlandschaft (Kreativwerkstatt) sind entstanden. Hierfür wurden der Gartenbereich und der Innenhof mit Kreativraum entsprechend den Bedürfnissen angepasst und erweitert. Für die entstehenden jährlichen Resilienzwochen sind Arbeitnehmer*innen eine erste wichtige Zielgruppe. Diese werden über Kooperationen mit Unternehmen der Region erreicht. Innerhalb der Resilienzwochen wird in drei Seminarschwerpunkten unter professioneller Begleitung Bezug auf die natürlichen Gegebenheiten der Landschaft und der ökologischen Landwirtschaft, auf die kreative Arbeit im regionaltypischen Handwerk und die Bewegung genommen. Die Steigerung der körperlichen Beweglichkeit, wertvolle natürliche Lebensmittel sowie Ruhe und Zeit für Reflektion sind wesentliche Bestandteile des Programms.
Im Rahmen des LEADER-Projekts Ma-Hilf wurden in 2014 verschiede Szenarien der Positionierung und Weiterentwicklung von Maria Hilf untersucht. Nun geht es darum, gestärkt und überzeugt, die Erkenntnisse daraus auch umzusetzen. In zahlreichen Interviews mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen, vor allem aber mit Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen wurde uns die Notwendigkeit und Wirksamkeit dieses Konzeptansatzes bestätigt. Da es sich um ein ganzheitliches, Sektor übergreifendes und neuartiges Angebot handelt, wird um Unterstützung aus LEADER ersucht. Auf Grund der dringenden Angebotserweiterung für betroffene Menschen, aber auch der wirtschaftlich begründeten Neupositionierung des Maria Hilf, ist eine zeitnahe Umsetzung anzustreben. Die Rahmenbedingungen sind auf Grund des bestehenden Beherbergungs- und des angeschlossenen Landwirtschaftsbetriebs günstig. So können, aufbauend auf den bestehenden Stärken, auf der Grundlage einer soliden und umfassenden Planung die erforderlichen Adaptierungen für Garten, Innenhof und Kreativraum realisiert werden. Die Ausprägung der Montafoner Kulturlandschaft soll dabei ebenso berücksichtigt werden wie die neuesten Erkenntnisse aus dem Bereich Gesundheitsprävention.
- Die wirtschaftlich und emotional begründete Neupositionierung des Klosters Maria Hilf im Bereich der Salutogenese (Wissenschaft zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit) schafft in der Primärprävention ein wichtiges Angebot in der Region.
- Kooperationen mit Unternehmen der Region aber auch Fachleuten zur Umsetzung des Angebotes werden getroffen.
- Der neu geschaffene Gartenbereich, Innenhof und Kreativraum bilden die Rahmenbedingungen, dass das definierte Angebot der Resilienzwochen auch umgesetzt werden kann.
- Der Gemeinschaftsplatz und Ruheraum Garten ist öffentlich frei zugänglich.
- Das professionell begleitete Wechselspiel von praktischer Betätigung in der Natur bzw. im kreativen Bereich und den darauf abgestimmten Ruhezeiten fördert den Aufbau der Resilienz der Teilnehmenden.
- Gästen soll neben der Naturschönheit im Winter auch die blühende Naturlandschaft in den restlichen Jahreszeiten näher gebracht und damit ein Beitrag zur Ganzjahresdestination geleistet werden.
- Durch das Rahmenprogramm der Resilienzwochen soll die Kommunikation zwischen Einheimischen und Gästen intensiviert und von regionalem Handwerk begleitet werden.
- Das Projekt kann Vorzeigebeispiel für vergleichbare Regionen sein.
Zentrale Aufgabe im Projekt ist die Schaffung und Platzierung eines Angebotes zur Gesundheitsprävention am Markt sowie die Anpassung der hierfür benötigten Infrastruktur. Es bedarf einer detaillierten Verschriftlichung der Zielsetzung und ein Marketing- und Kommunikationskonzept, um vorausschauende Planungsgrundlagen zu erstellen, schnell Bekanntheit zu erlangen und das neue Angebot erfolgreich anzubieten.
Sich wohlfühlen und finden ist eine der wichtigsten Komponenten der Resilienzwochen. Um dies bestmöglich zu unterstützen, werden Teile der Infrastruktur des Klosters Maria Hilf für diesen Zweck optimiert. Im Innenhof wird durch die Aufwertung der Sitz- und Verweilmöglichkeiten ein Kreativarbeitsplatz in Wechselwirkung mit dem vom Platz einsehbaren und neuen Kreativraum entstehen. Die vorgelagerte Wiese wird in einen öffentlich zugänglichen Entspannungs- und Nutzgarten mit angebautem Gemüse, Obst, Beeren und Kräutern im Sinne der Naturvielfalt der Region verwandelt. Barrierefreie Wege durch den Garten, Erschließungen der Mariengrotte angebunden an bestehende Wanderwege und ein kleiner Bachlauf durch das Gelände schaffen eine Wohlfühlumgebung für die Eckpfeiler des neu geschaffenen Angebotes: Natürlichkeit, Regionalität und Gesundheitsförderung.
Basierend auf dem erarbeiteten Marketingkonzept wird das neue innovative Angebot zur Stärkung der Resilienz aktiv und breit beworben, um bereits erste Resilienzwochen im Sommer 2017 anzubieten und für 2018 im Sommer weiterzuentwickeln. Parallel und nach dem Projekt wird die restliche Infrastruktur basierend auf den definierten Eckpfeilern adaptiert und erweitert.
Nur der außerordentlichen und großzügigen Unterstützung durch Professor Dr. Theo Wehner (Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie am Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften EHT Zürich), Martin Merdes (Geschäftsführer der Unternehmungsberatung Neuland Development & Training, neulandpartner.de) und Dr. Pharmazie Susanne Marx (Philipps-Universität Marburg) war es überhaupt möglich, diese Auseinandersetzung so gründlich, zielorientiert und gewissenhaft zu führen, ohne auf Grund hoher Honorarrechnungen kapitulieren zu müssen. Alle verzichteten auf ihr Honorar und stellten Hunderte Stunden ihrer Zeit, ihr Engagement und ihr umfangreiches Wissen unserem Projekt kostenlos zur Verfügung.
Ebenfalls unterstützte uns Hr. Hermann Hagspiel mit vielen Gesprächen, Gerhard Gruber bei der Planung des Kreativraumes, viele Freunde und Bekannte als "Schauspieler*innen" bei der Videoproduktion, Manuel Bitschnau von Montafon Tourismus und die Teilnehmer*innen an der Probe Resilienzwoche.
Das Kloster mit dem Kernprodukt Resilienz neu zu positionieren und unter Berücksichtigung der Regeln des Ordens die wirtschaftliche Stabilität zu erlangen, wurde während des gesamten Projektzeitraumes nach bestem Wissen und Gewissen vorangetrieben. Durch dieses LEADER-Projekt ist es uns nicht nur gelungen, die Grundlage für die wirtschaftliche Stabilität zu legen, sondern auch durch die Neupositionierung im Bereich der Primärprävention ein neues Angebot im Tal zu schaffen. Der Mehrnutzen durch das Zusammenspiel professionell begleiteter, praktischer Tätigkeit in der Natur, kreativem Tun im Kreativraum, Wissensvermittlung durch Fachvorträge und Zeiten der Ruhe und Reflektion ist enorm. Dieser wunderbaren Wirkung einen Raum zu geben war das schönste Ergebnis.
Gemeinsam als „Resilienz-Team-Maria Hilf“ trafen wir uns für vier Workshops und viele Telefonkonferenzen, vom schriftlichen Austausch mittels unzähliger Emails ganz zu schweigen. "Was ist Resilienz und wie können wir diese erlebbar machen?", war eine der ersten und eine der wichtigsten Fragen, die wir für uns beantworten konnten.
Resilienz ist für uns kein Add-on und auch keine Marketingstrategie. Deshalb reicht es nicht, die Definition aus Google oder Wikipedia abzuschreiben, sondern sie muss Schritt für Schritt erarbeitet und verinnerlicht werden. Das Ergebnis war eine solide Grundlage, auf der wir jetzt aufbauen können, bereichert mit wunderbaren Begegnungen und äußerst positiven und berührenden ersten Auswirkungen auf die beteiligten Menschen.
Wir konnten wertvolle Grundlagen für die Entwicklung unserer und vergleichbarer Regionen schaffen. Durch unser Angebot und die öffentlich zugängig gemachten Freiflächen (Garten, Innenhof, Wege in der Umgebung) brachten wir Einheimische und Gäste zusammen und ermöglichten durch die Nutzung der Nebensaison einen verträglichen Ganzjahrestourismus für Maria Hilf.
Körper, Verstand und Seele verbinden
Die täglichen privaten und beruflichen Herausforderungen können zur Last werden. Um einen guten Umg…