BBM Wissenstransfer
Weitere Forschung zu den Bregenzerwälder Barockbaumeistern für ein neu gezeichnetes sozial- und regionalgeschichtliches Bild der Region mit abschließendem wissenschaftlichem Symposium
Im LEADER-Projekt „Barockbaumeister Forschung“ (2022-2024) wurde begonnen, die Geschichte der Bregenzerwälder Barockbaumeister aus dem Blickwinkel der Herkunftsregion wissenschaftlich aufzuarbeiten. Erste Schritte zur Wissensvermittlung wurden bereits durch die Eröffnung des Barockbaumeister Museums in Au-Rehmen (2022) und die abgeschlossene Sanierung des Museums in Bezau (2024) gesetzt.
Der Inhalt der ersten von zwei geplanten Quelleneditionen von Zunftbüchern und deren sozialgeschichtliche Kontextualisierung ist bereits weitgehend abgeschlossen. Für die erste Edition wurden die Auer, Schnepfauer und Bizauer Zunftbücher (2. Hälfte des 17. Jahrhunderts) transkribiert und um quantitative Forschungen ergänzt, die die Wanderbewegungen und soziale Vernetzung der Mitglieder der Zünfte aufzeigen.
Ziel dieses Projektes ist die Ergänzung der ersten Quellenedition durch eine zweite Quellenedition der Zunftbücher der Zünfte Lingenau (2. Hälfte 17. Jahrhundert) sowie Andelsbuch und Au (1. Hälfte 18. Jahrhundert) nach dem gleichen inhaltlichen Schema: erläuternder Einleitungstext, Edition des jeweiligen Zunftbuches und quantitative Analyse.
Zusätzlich wird im Jahr 2026 ein wissenschaftliches Symposium zur Bedeutung der regionalen Handwerkerzünfte der Barockzeit im Kontext von Arbeitsmigration aus einer wirtschaftlich benachteiligten Region, wie es der Bregenzerwald war, organisiert.
Die Forschung im Gesamtprojekt fokussiert erstmals auf die sozial- und regionalgeschichtliche Bedeutung der Zünfte und ihre Rolle als Akteure in der Region. Methodisch wird auf eine Kombination aus historisch-kritischer qualitativer sowie quantitativer Analyse gesetzt. Das Projekt fördert die Zusammenarbeit mit und unter den regionalen Museen und richtet sich mit seinen Ergebnissen sowohl an ein Fachpublikum als auch an interessierte fachfremde Personen.
Im LEADER-Projekt „Barockbaumeister Forschung“ (2022-2024) wurde begonnen, die Geschichte der Bregenzerwälder Barockbaumeister aus dem Blickwinkel der Herkunftsregion wissenschaftlich aufzuarbeiten. Erste Schritte zur Wissensvermittlung wurden bereits durch die Eröffnung des Barockbaumeister Museums in Au-Rehmen (2022) und die abgeschlossene Sanierung des Museums in Bezau (2024) gesetzt.
Im Vorprojekt wurde durch die Erhebung der Quellen und erste Transkriptions- und Analysearbeiten Grundlagenarbeit geleistet und zukünftige Forschungsfragen wurden daraus formuliert.
Als Ergebnis dieser Forschungen liegt der Text für eine erste historisch-kritische Edition der frühesten Zunftbücher (Au, Schnepfau und Bizau) und ihre kommentierend-auswertende Verortung im sozial-und regionalgeschichtlichem Kontext bereits vor. Die betreffenden Originale selbst befinden sich im Bregenzerwald Archiv in Egg und im Vorarlberger Landesarchiv in Bregenz. Auf dieser Basis wurden auch quantitative Forschungen durchgeführt. Für die angeführten Zünfte liegen nun für den Zeitraum von ca. 1640 bis 1707 in tabellarischer Form sämtliche Meister, Lehrlinge, ihre Herkunftsorte, die Dauer der Lehre (also Aufdingung und Ledigsprechung) und weitere relevante Parameter vor. Bereits die ersten Auswertungsergebnisse verdeutlichen, dass schon in der Frühzeit der Zünfte die Wanderbewegungen ihrer Personenverbände stark ausgeprägt waren und einen wesentlichen Einfluss auf das Leben der einzelnen Personen hatten.
- Erstellung der zweiten Quellenedition für das früheste erhaltene Zunftbuch der Lingenauer Zunft im Vorderwald (2. Hälfte des 17. Jahrhunderts) sowie zweier Zunftbücher der zweiten Phase der Zünfte in Au und Andelsbuch (ab 1707) entsprechend der ersten Edition und Vorbereitung des Textes zum Druck
- Wissenschaftliche Analyse beider Quelleneditionen
- Organisation und Durchführung wissenschaftliches Fachsymposium im Jahr 2026 (Arbeitstitel: „Barock von unten. Entstehung und Diversität der Bregenzerwälder Handwerkerzünfte im Spiegel von barocker Arbeitsmigration“
- Expert:innen zum Thema in die Region holen.
- Stärkung der Vernetzung und Kooperation der Museen Au (Barockbaumeister Museum) und Bezau (Museum Bezau)
- Durch weitere Informationen und gesichertes Wissen zu den Barockbaumeistern werden die Museen und ihre Mitarbeiter dazu ermächtigt, interessierten Besuchern und Besucherinnen Fragen zu beantworten.
Im Projekt geht es um die Weiterführung und die weitgehende Fertigstellung der vorangegangenen Forschungen. Die im Vorprojekt erstellte erste Quellenedition (Zunftbücher von Au mit Schnepfau, Bizau, ca. 1640er bis ca. 1750er Jahre) wird um eine weitere Quellenedition (Zunftbücher Andelsbuch und Lingenau, ca. 1690er bis 1750er Jahre) erweitert. Das in den Quelleneditionen dargestellte aufgearbeitete archivalische Material wird anschließend einer intensiven und umfassenden Analyse unterzogen und nach regional- und sozialhistorischen Kriterien ausgewertet. Am Ende soll eine moderne Gesamtanalyse der Früh- und Hochphase der „Barockbaumeister“ bzw. Handwerker aus den verschiedenen Zünften stehen.
Für diese moderne Auswertung der regional- und sozialhistorischen Quellen und Fragestellungen werden neben der historisch-kritischen Methode auch quantitative Methoden verwendet.
Über darauf aufbauende Tabellenausschnitte und Visualisierungen wird es schließlich möglich sein, einzelne Namen von Meistern und Lehrlingen bestimmten Personengruppen zuordnen und damit auch soziale Cluster in der Region verorten zu können. Dies wird wiederum einen wesentlichen Fortschritt in der Erforschung der Strukturen und Netzwerke der Zünfte darstellen. Beide Quelleneditionen werden nach ihrer inhaltlichen Fertigstellung außerhalb des Projektes produziert. Hier gab es bereits Vorgespräche zu einer möglichen Veröffentlichung in der Reihe „Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs“ (Hrsg. Vorarlberger Landesarchiv).
Für eine möglichst vollumfängliche Analyse nach modernen sozialgeschichtlich-regionalgeschichtlichen Kriterien ist es auch sinnvoll, den regionalen Blick zu weiten und neue Vergleichsräume zu schaffen. Aus diesem Grund wird ein geschichtswissenschaftliches Symposium zur Bedeutung von temporärer Bauhandwerkermigration im Barockzeitalter organisiert, wo Fachleute für die Geschichte Vorarlbergs und für die Geschichtsforschung zu naheliegenden Alpenregionen (Graubünden, ital. Alpentäler, etc.) miteinander ins Gespräch kommen.
Der vorläufige Arbeitstitel dieses Symposions, welches an zwei Tagen in Au und Bezau stattfindet, lautet „Barock von unten. Entstehung und Diversität der Bregenzerwälder Handwerkerzünfte im Spiegel von barocker Arbeitsmigration“.
Mit diesen Perspektiven, Fragestellungen und Arbeitsmethoden wird es möglich sein, ein neues sozial- und regionalgeschichtliches Bild der Region des Bregenzerwaldes zu zeichnen und damit auch den Zünften darin eine bis dahin noch nicht zugedachte Rolle zuschreiben zu können.