Konsum-B

Kreative Nutzung der Laden-Neubauphase als Chance für den Ausbau der Nahversorgung und Einbindung lokaler Produzenten.

Projektdauer: 04.08.2015 - 31.12.2017

Projektträger

Konsumverein Bizau reg. GenmbH

Kirchdorf 76

6874 Bizau

Kurzbeschreibung

Das Gebäude, in dem der einzige Lebensmittelnahversorger der Gemeinde Bizau untergebracht war, musste neu errichtet werden. Der Konsumverein Bizau wollte dies als Chance nehmen und die Gelegenheit nutzen, die Nahversorgung neu aufzusetzen und attraktiv zu gestalten.

In vielen Sitzungen hat sich die Arbeitsgruppe „ich bleib treu – mein Geschäft wird neu“ getroffen, um in der Übergangsphase von zehn Monaten bis zum Einzug in den neuen Lebensmittelmarkt den Kunden zahlreiche Services und Informationsmaterialen anzubieten und einen möglichst „nahtlosen“ Übergang auf das neue Geschäft sicherzustellen. Im Ausweichlokal wurde der Lieferservices des Marktes ausgebaut und die Kundenbindung durch die geschaffene „Konsum-Card“ mit 386 Nutzerinnen und Nutzern gesteigert. Zusätzlich erhöhte sich die Anzahl der Mitglieder in der Konsumgenossenschaft um 19% auf 287 Mitglieder. Der neue Sparmarkt ist ein neuer Treffpunkt am Dorfplatz und bietet neben dem Einkauf auch noch die Möglichkeit, das E-Bike an der Ladestation gratis zu laden.

Rückblickend kann festgehalten werden, dass das Leader-Projekt „Konsum-Bizau“ mit den damit verbundenen Maßnahmen und Aktionen maßgeblich zu einer Steigerung der Kundenbindung, der Sensibilität der Bevölkerung hinsichtlich regionaler Nahversorgung und des „Mit.Einander“ ALLER betroffenen und handelnden Personen geführt hat. Die Erfahrungen aus der Übergangsphase im Ausweichlokal, dem Neubau und des LEADER-Projektes wurden zahlreichen interessierten Kommunalvertretern aus anderen Gemeinden, Vertretern der Vorarlberger Landesregierung sowie Handelskaufleuten erläutert und das Feedback darauf war sehr positiv. Der Konsumverein Bizau ist überzeugt, dass mit den Initiativen unter dem Motto  „Ich bleib treu, mein Geschäft wird neu“ ein wesentlicher Beitrag geleistet wurde, die Nahversorgung in einer doch sehr kleinen Gemeinde mit knapp 1.100 Einwohnern zu festigen und die sehr herausfordernde Phase zwischen Planung Neubau, Ausweichlokal, Realisierung und Bezug Neugeschäft bestmöglich zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Ausgangslage

Konsumgenossenschaften sind meist „Verbrauchergenossenschaft“ - im Bereich von Nahrungsmittel und Waren des täglichen Bedarfs. Sie wurde ursprünglich auf Initiative von Verbrauchern oder von Sozialreformern aus bürgerlichen Kreisen gegründet mit dem Ziel, die Lebenshaltung durch günstigere Warenversorgung und die Nahversorgung zu verbessern. Viele der ehemaligen Konsumvereine sind jedoch mit ihren Einzelhandelsläden in den Großhandelsketten „aufgegangen“. Die Verbraucher haben keinen Mehrwert in der Mitgliedschaft mehr erkannt, weshalb die meisten Genossenschaften aufgelöst und durch private Einzelhändler ersetzt wurden. Wie bekannt, ziehen sich Handelsketten mit ihren Läden aus kleineren umsatzschwächeren Standorten zurück, die Nahversorgung schwindet. Der KONSUM-Verein in der Kleingemeinde Bizau ist eine noch gelebte Verbrauchergenossenschaft mit 240 Mitgliedern (65% der Haushalte) im Dorf die als selbständiger Einzelhändler agiert und 8 MitarbeiterInnen beschäftigt.   Noch ist durch die Mitgliedschaft eine gewisse Kundenbindung spürbar. Die Verantwortlichen haben sich entschlossen, dieses noch verbliebene Potential zu nutzen und für die Zukunft im Sinne der Nahversorgung und Belebung des Dorfes aktiv zu nutzen. Die Chance der stärkeren Kundenbindung, des freien Einkaufs und des Ausbaues von Services soll zu einem attraktiven Dorfleben beitragen.

Anlass für eine Neuanstrengung gibt das in die Jahre gekommene Geschäftsgebäude. Dieses wurde im Jahre 1949 errichtet. Nach einer Analyse wurde klar, dass es einem Neubau weichen muss. Die Bauzeit beträgt über ein Jahr. Den verantwortlichen ist klar, dass kein Unterbruch in der dörflichen Versorgung und in der Beschäftigung der Mitarbeiter sein darf. Es besteht berechtigt die Gefahr, dass Kunden und Mitarbeiter verloren gehen. „Unser Ziel ist es, auch während der Bauzeit die Nahversorgung in Bizau zu erhalten und die bestehenden Mitarbeiter weiter zu beschäftigten“, so der Vorstand und die Geschäftsleitung. Es konnte bereits ein Ausweichlokal gefunden werden. Dieses liegt allerdings außerhalb des Ortszentrums. Mit kreativen Ideen soll der Kundenstock gehalten werden. Generell soll der Neubau Anlass und Triebfeder für den Aufbau verschiedenster Services  sein und damit die Attraktivität der Nahversorgung für die örtliche Bevölkerung steigern. Dabei soll vermehrt auf die Anforderungen der Auspendler und auf die Lebensmittelproduzenten in der Region eingegangen werden. Die Arbeitsgruppe hat sich zu dem Thema des Öfteren getroffen und Lösungsansätze gesammelt, die in einem LEDAER-Projekt weiterentwickelt und in der Folge Pilothaft umgesetzt werden sollen.

Daten Bizau:  Einwohner: 1.036 EW; Haushalte: 370; Fläche: 21,08 km²; Vereine: 24; Gewerbebetriebe: 47; Landwirte: 31

Ziele/Wirkung

Ziel ist es, im Rahmen eines LEADER-Projektes, neue Services zu entwickeln und die Kundenbindung im Ort zu steigern. Gemäß dem Motto: „Ich bleib treu und mein Geschäft wird neu“ soll sowohl der Neubau, als auch ein ausgebautes Service einen Beitrag zur dörflichen Lebensqualität leisten. Ein weiteres Ziel ist, den Versorgungsgrad, gemessen am Umsatz, innerhalb von 3 Jahren um 30% zu steigern (Vergleich 2014). Die Mitgliederzahl soll von derzeit 240 auf ca. 300 erhöht und so zum stärkeren „WIR-Gefühl“, „UNSER-Laden“  beitragen.

Inhalte

Inhalt des Projektes ist die Entwicklung und Umsetzung von neuen Services und Durchführung einer Informationskampagne zur Steigerung der Mitgliederzahl. Im Einzelnen:
Lieferscheinabrechnung: Bargeldloses Einkaufen wird zunehmend zur Selbstverständlichkeit. Auch kleinere Einkäufe sollen diesbezüglich keine Hürde sein und schon gar nicht die Hauszustellung, wo fallweise niemand angetroffen wird, weil der oder die BizauerIn noch in der Arbeit ist. Inhalt des Projektes ist es, die diesbezüglichen optimalen Abläufe und Abrechnungstechniken festzulegen und in die Praxis umzusetzen.

Gemeinwohl-Baustein: Diese Aktion soll Bürger einladen sich verstärkt an der Nahversorgung im Sinne des Gemeinwohls zu beteiligen. Mit dem Erwerb der Gemeinwohl-Bausteine  beteiligen sich Bürger an der Finanzierung des Warenlagers. Der Inhaber von KONSUM-Bausteinen hat somit ein Guthabenkonto von wo dieser seine Einkäufe gebührenfrei abbuchen lassen kann. Die Ersparnis für das Mitglied sind Transaktionsgebühren und möglicherweise die eine oder andere Anerkennung durch den KONSUM. Eine zweite Art von Bausteinen betrifft die Fotovoltaikanlage. Mitglieder werden eingeladen den KONSUM bei der Errichtung der Fotovoltaikanlage zu unterstützen.  Inhalt des Projektes ist die Ausarbeitung der Aktion und deren Bewerbung. Hinweis: Gemeinwohlbaustein ist keine spekulative Geldanlage mit hohen Renditen, sondern maximal nach dem Lebenshaltungskostenindex verzinste Einlagen, eine Form der Bürgerbeteiligung bzw. Kundenbindung.

Ausbau Zustelldienst: Die Zustellung an Haushalte für weniger mobile Bewohner wird bereits ausgeführt. Dieser Zustelldienst soll jedoch massiv ausgebaut und auch zur Gewinnung neuer Kundengruppen (z.B.: Auspendler) und zur besseren Nahversorgung beitragen. Durch die Intensivierung der Hauszustellung kann einem zunehmenden Trend Rechnung getragen und erweiterte Angebote bedient werden. Inhalt des Projektes ist die Erarbeitung der dazu erforderlichen Abläufe, Kommissionierung und der Zustelltransporte. Die Zustellung wird für den Ausbau der Kundenkontakte genutzt. Die Zustellung wird vor allem auch für die Beratung der Kunden und zur Bewerbung der Bausteine genutzt.

Kiste Bizau: Im Zuge des Projektes wird die Einführung geprüft. Hintergrund: In Bizau und Umgebung gibt es landwirtschaftliche Betriebe, die hochwertige Lebensmittel herstellen. Die Aufnahme der Produkte in die Selbstbedienungsregale ist aus einigen Gründen für den Lebensmittelhändler nicht so einfach. Etwas anders ist das im Zustelldienst. So wird geprüft, das Direktbestellwesen für die Zustellung um das Sortiment der lokalen Anbieter und Eindeckungseinkäufe nach dem Vorbild der Gemüsekiste zu erweitern. Gemäß der eingegangenen Bestellungen liefern die lokalen Produzenten ihre Waren in den KONSUM und kommissionieren gleich in die Kiste. Gegen eine Provision führt der KONSUM die Zustellung und Abrechnung (Verbuchung) durch.

e-Bike Tankstelle: Bizau ist ideal gelegen um mit dem E-Bike einzukaufen oder gar die Zustellung zu bewältigen. Eine Ladestation soll die Konsumenten einladen, verstärkt mit dem Fahrrad einzukaufen.

Resultate

  • Den Kunden wurde der bestmögliche Service im Ausweichlokal über zehn Monate geboten. Dies resultierte in einer deutlich besseren Umsatzsteigerung als angenommen.
  • Der Zustelldienst trägt wesentlich zur Kundenbindung bei. Er ist besonders für ältere und wenig mobile Personen wichtig. Er war und ist für das Geschäft ein sehr wichtiger Bestandteil und trägt ca. 8% zum Umsatz bei. Im Rahmen dieses Projektes konnte diese Serviceleistung weiter ausgebaut und gefestigt werden. Ca. 55 Personen pro Woche nehmen den Service in Anspruch. Die Anzahl an Einkaufs-Individualfahrten wird dadurch pro Woche um 50 reduziert, was wiederum 1,5 Tonnen CO2 pro Jahr vermeidet.
  • Die Lieferscheinabrechnung wird trotz intensiver Bemühungen wenig in Anspruch genommen. 125 Kunden nützen diesen Service. Dafür wurde die Konsum Card (Gemeinwohl-Baustein) 386 Mal mit einer max. Aufladung von 200 € gezeichnet (3x mehr als geplant).
  • Die Mitgliederanzahl in der Konsumgenossenschaft konnte von 241 auf 287 Personen gesteigert werden.
  • Die E-Bike-Station mit zwei Ladestellen lädt zur gratis Aufladung während der Geschäftszeiten ein.
  • Die Umsatzzuwächse seit der Eröffnung des neuen Sparmarktes liegen im Mittelwert bei mehr als 20%.
  • „ich bleib treu – mein Geschäft wird neu“ – hat zu einem stärkeren „WIR-Gefühl“ beigetragen
  • Der neue Sparmarkt im Dorf ist mehr als nur eine Möglichkeit der Lebensmittelbesorgung, er trägt wesentlich zur Lebensqualität bei – es ist ein Treffpunkt im Ort.
  • Die Photovoltaikanlagen mit einer Modulfläche von 182,60 m2 und einer Generatorleistung von 28,6 kWp produzieren pro Jahr 29.000 kWh saubere Energie, welche via Netzeinspeisung einerseits für den Sparmarkt und andererseits für die E-Bike-Ladestation verwendet werden. Durch die PV-Anlage werden pro Jahr ca. 14,5 Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Die nicht durch die PV-Anlage lieferbare Strommenge wird mit Ökostrom der VKW aufgefüllt.

Bezug zum Programm

Maßnahme LES2020
3GW.05 Modelle der Wohnsprengelnahversorgung schaffen
Entspricht Landesstrategien: Ökoland, Nahversorgung, Tourismus 2020

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