Das Geschlecht spielt keine Rolle – oder doch?

4. Oktober 2023

Reinigungskraft, Krankenpflege, in Karenz gehen: Zur Frage, ob Frau oder Mann hierfür zuständig sein sollten, will die Kampagne die Menschen ins Gespräch bringen. In Hohenweiler wurden die Tafeln bereits vor dem Gemeindeamt aufgestellt. © Reinigungskraft, Krankenpflege, in Karenz gehen: Zur Frage, ob Frau oder Mann hierfür zuständig sein sollten, will die Kampagne die Menschen ins Gespräch bringen. In Hohenweiler wurden die Tafeln bereits vor dem Gemeindeamt aufgestellt.

Frauen verdienen weniger, kümmern sich mehr um die Familie und Männer gehen seltener in Karenz. Obwohl sich die Geschlechterrollen in Vorarlberg in manchen Bereichen mehr und mehr angleichen, gibt es in der Gesellschaft noch viele Ungleichheiten. Mit der Kampagne „Das Geschlecht spielt keine Rolle“ will das Land Vorarlberg dazu beitragen, das Bewusstsein für alternative Rollenbilder zu schärfen.

Die regelmäßig erhobenen Daten im Vorarlberger Gleichstellungsbericht und die Gleichstellungsindikatoren zeigen deutlich: Die Lebensbedingungen und Chancen von Frauen und Männern in Vorarlberg unterscheiden sich nach wie vor stark. Obwohl inzwischen mehr Frauen als Männer Matura machen, verdienen Frauen deutlich weniger. Zusätzlich arbeiten viel mehr Frauen als Männer in Teilzeit: Bei Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sind es über 82 Prozent. Auch bei der Ausbildungs- und Berufswahl spiegeln sich traditionelle Rollenbilder wieder: Wirtschaftsberufliche höhere Schulen und die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik werden zu fast 100 Prozent von Mädchen gewählt, dagegen beträgt der Anteil an Buben in den technisch-gewerblichen höheren Schulen etwas mehr als zwei Drittel. Frauen sind viel häufiger von Armut betroffen als Männer, insbesondere im fortgeschrittenen Lebensalter: Über 22 Prozent der Frauen über 60 Jahre erhalten keine eigene Pension.

Männer als Geldverdiener und Entscheider, Frauen in der Familie

Weitere Fakten: Männer in Vorarlberg kümmern sich weniger um den Haushalt. Frauen verwenden täglich mehr Zeit für die Erziehung und die Pflege von Angehörigen. Die Möglichkeit, in den ersten beiden Lebensjahren des Kindes in Karenz zu gehen, nutzen Väter kaum.

In Entscheidungsfunktionen ist die Landespolitik ein Lichtblick: Im bundesweiten Vergleich hat Vorarlberg den höchsten Frauenanteil im Landtag, er beträgt 47,2 Prozent. Auf Gemeindeebene haben hingegen überwiegend Männer das Zepter in der Hand: Der Frauenanteil an den Gemeindevertreter:innen liegt nur bei 27 Prozent, bei den Bürgermeister:innen bei 7,3 Prozent und bei den Vizebürgermeister:innen bei 30 Prozent. 

Mit Klischees Rollenbilder hinterfragen

Mit einer breit angelegten Kampagne setzt sich das Land Vorarlberg in den nächsten Wochen dafür ein, dass Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht frei über ihre Zukunft entscheiden können. Das Land will damit das Bewusstsein für das Rollen-Thema schärfen und zur Sensibilisierung beitragen. Mit Sujets wie „Pflegeurlaub nehmen. Mann oder Frau?“ spielt die Kampagne mit Klischees und zeigt gleichzeitig, dass das Geschlecht keine Rolle spielt.

Die auf Plakaten, Social Media und über weitere Formate veröffentlichten Sujets bestehen nur aus Text und sind in schwarz-weiss dargestellt. Das reduzierte Erscheinungsbild soll helfen, dass Bilder im Kopf entstehen und Menschen ins Gespräch kommen. Den Gemeinden werden Pakete mit Tafeln, Flyern, Bierdeckeln und weiterem Material zur Verfügung gestellt, damit die Kampagne an möglichst vielen Orten in Vorarlberg sichtbar wird. Ab Anfang nächsten Jahres kommen in einem zweiten Schritt Rolemodels hinzu: Menschen berichten von alternativen Rollenmodellen.

Die Idee zur Kampagne entstand aus dem Regionalen Aktionsplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Vorarlberg, gemeinsam unter anderem mit femail, der Regionalentwicklung Vorarlberg, dem Verein Amazone und dem Vorarlberger Familienverband.

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