Wie gemeinschaftliches Wohnen in Vorarlberg gelingen kann

An Tischgruppen formulierten die Wohninitiativen mit Unterstützung von Expert*innen ihre Wünsche und Bedürfnisse.
An Tischgruppen formulierten die Wohninitiativen mit Unterstützung von Expert*innen ihre Wünsche und Bedürfnisse.
17.09.2021

Weniger privater Wohnraum, dafür mehr Gemeinschaft und gemeinsame Nutzung von Infrastruktur und Diensten. Zum gemeinschaftlichen Wohnen gibt es in Vorarlberg einige Initiativen. Damit diese ihre Vorhaben künftig einfacher umsetzen und Wohnformen jenseits des Standards in Vorarlberg wirklich Fuß fassen können, hat die Abteilung Wohnbauförderung des Landes Vorarlberg mit Unterstützung der Regio-V am 16. September 2021 einen Workshop organisiert. Rund vierzig Vertreter*innen von Wohninitiativen, gemeinnützigen Wohnbauträgern und aus den Vorarlberger Regionen diskutierten ihre Bedürfnisse mit Expert*innen aus Österreich und Süddeutschland.

Die Vorarlberger Wohnbauförderung unterstützt derzeit vier Forschungsprojekte, die sich mit neuen Wohnformen beschäftigen. In einem ersten Workshop Ende Juni diskutierten Vertreter*innen dieser Projekte Inhalte, Herausforderungen und Erkenntnisse ihrer Vorhaben. Beim zweiten Workshop vom 16. September kamen erstmals alle in Vorarlberg aktiven Wohninitiativen zusammen. Basierend auf ihren Wünschen und Bedürfnissen werden nun Handlungsempfehlungen formuliert.

Gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten

Welche Unterstützung brauchen Wohninitiativen in Vorarlberg? Wie sehen funktionierende Rahmenbedingungen aus? Wie gelingen Planung und Finanzierung eines gemeinschaftlichen Wohnvorhabens? Viele der in Vorarlberg aktiven Initiativen stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Wie Lösungsansätze aussehen könnten, berieten Vertreter*innen von zehn Baugruppen bei der Veranstaltung gemeinsam mit Expert*innen.

Zu Beginn des Workshops zeigte Landesrat Marco Tittler auf, wie das Land Vorarlberg Wohninitiativen bereits unterstützt. „Das Thema Wohnen brennt vielen unter den Nägeln. Von Seiten des Landes freuen wir uns über Anregungen, was wir noch tun könnten, um neuen Wohnformen den Start zu erleichtern“, zeigt sich Tittler interessiert an den Ergebnissen der Veranstaltung. Es folgten Kurzvorstellungen der zehn Vorarlberger Baugruppen: Die Palette reicht von kleineren Baugemeinschaften in Dornbirn und Nenzing bis zur Großinitiative zur Nachnutzung des Salvatorkollegs in Lochau-Hörbranz mit 340 interessierten Familien.

Unterstützung von Expert*innen aus Österreich und Deutschland

Zweiter Schwerpunkt des Vormittags waren drei inspirierende Vorträge zu bereits umgesetzten Projekten, die Anregungen für Vorarlberg geben können. Architektin Senka Nikolic stellte innovative, zukunftsorientierte Projekte der Schwarzatal gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsanlagen GmbH in Wien und Niederösterreich vor. In Wangen, Süddeutschland, feierte das generationenübergreifende Wohnprojekt Wohnenplus kürzlich sein Richtfest. Als Mitgründerin und Expertin für gemeinschaftliches Wohnen berichtete Eva Wonneberger von Stolpersteinen und Erfolgen. Robert Temel gab schließlich seine Erfahrungen und Erkenntnisse mit Baugruppen weiter. Der Architekt aus Wien ist Mitbegründer und Aufsichtsratsvorsitzender der WoGen Wohnprojekte-Genossenschaft e.Gen.

Am Nachmittag vertieften die Teilnehmer*innen ihre Anliegen zu sechs Themenbereichen wie Planung, Baurecht und Finanzierung. Sie schärften die Fragen, sammelten bestehende Ansätze und Modelle für gemeinschaftliches Wohnen und diskutierten deren Übertragbarkeit auf Vorarlberg. Wie die Umsetzung in Vorarlberg gelingen kann und wen es dafür braucht, war die abschließende Frage an die Gruppen. Zu jedem Themenbereich standen den Wohninitiativen Expert*innen mit ihrem Fachwissen und ihren Erfahrungen zur Seite.

Handlungsempfehlungen

Zum Thema Baurecht beispielsweise wurde die Notwendigkeit geäußert, dass Verordnungen so anzupassen sind, dass es weniger Hürden für Baugruppen gibt, z.B. in Bezug auf die Baunutzungszahl. Das Konzeptverfahren ist insbesondere für die öffentliche Hand interessant, um Grundstücke nicht zum höchsten Preis, sondern nach Qualität zu verkaufen. Hierzu sind eine Sensibilisierung der Akteure in Vorarlberg nötig und Vorreiterprojekte. An die Wohninitiativen wurde die Empfehlung ausgesprochen, ihre Kräfte zu bündeln und mit einer Stimme zu sprechen.

Weiteres Vorgehen

In Zusammenarbeit der Abteilungen Wohnbauförderung, Raumplanung und Baurecht werden die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen nun mit Unterstützung des Workshop-Organisationsteams aufgearbeitet und in den längerfristig angesetzten Prozess „WohnRaumPlanung 2021/2022“ als aktueller Arbeitsschwerpunkt der Landesverwaltung eingebunden. Das Thema Wohnen wird in diesem Prozess in verschiedenen Formaten noch breiter diskutiert und bearbeitet.

In diesem Rahmen stehen am 18. November neue Wohnformen erneut auf der Tagesordnung einer vom Land Vorarlberg organisierten Enquete-Veranstaltung. Der Kreis der angesprochenen Gruppen wird dabei nochmals ausgeweitet, indem zusätzlich Bauträger, Planer*innen, Architekt*innen, Gemeindevertreter*innen, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer eingeladen werden.

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Veranstaltung