Ski Labor Lech

Winterliche Theaterwanderungen auf den Entwicklungsspuren des Wintersports am Arlberg

Projektdauer: 06.09.2019 - 30.04.2022

Projektträger

Gemeinde Lech

Dorf 329

6764 Lech a. Arlberg

Kurzbeschreibung

Das Ski-Labor Lech ist ein Vermittlungsprojekt zur Skikultur, veranstaltet vom Lechmuseum in Kooperation mit teatro caprile, Lech-Zürs-Tourismus und vielen lokalen Partner*innen und  ehrenamtlichen Helfer*innen. Das Sammeln, Erforschen und Erzählen von Geschichte gehört zum Kerngeschäft des Lechmuseums. Das Ensemble teatro caprile, spezialisiert auf bewegte und bewegende Theaterstücke, sorgt für inhaltliche und szenische Qualität. Lech-Zürs-Tourismus brachte sein großes Know-how für die Bewerbung und Buchung der Winter-Theater-Wanderung ein.

Mit dem Ski-Labor Lech konnten Gäste wie Einheimische in die lokale Geschichte, Kultur und Landschaft eintauchen, basierend auf historischen Personen und Orten. Auf einer vierstündigen Winterwanderung von Zug nach Lech wurde in elf Szenen die Geschichte der Skikultur am Arlberg lebendig. Das Stück erzählt auf feinfühlige, spannende und unterhaltsame Weise von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die Lech auf dem Weg zum heutigen Ski- und Tourismusort durchlaufen hat.

Ausgangslage

Forschung: Der Verein ski.kultur.arlberg wurde im Jahr 2008 auf Initiative einer privaten Gruppe von Lecher*innen gegründet, mit dem Ziel, sich der Erforschung, Dokumentation und Vermittlung der Skikultur am Arlberg zu widmen. Die Zusammenarbeit mit Universitäten unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Bernhard Tschofen führte zur intensiven Sammlung von Dokumenten und wissenschaftlichen Bearbeitungen. Als gefördertes Leader-Projekt konnte die Unternehmung Fahrt aufnehmen und erfolgreich für die Forschungsphase 1, d.h. für die Zeitspanne vom Beginn des Skilaufs bis in die 1960er Jahre, abgeschlossen werden.

Buch: Im Auftrag von ski.kultur.arlberg brachten die Herausgeber Prof. Gustav Schoder und Prof. Bernhard Tschofen 2014 in Zusammenarbeit mit dem Verlag von Rita Bertolini das reich bebilderte Buch „SPUREN Skikultur am Arlberg“ in einer deutschen und englischen Ausgabe heraus, das sich inzwischen als “Standardwerk” für eine modere Auseinandersetzung mit der Skikultur etablierte.

Ausstellung: Das Lechmuseum organisierte 2018/19 gemeinsam mit ski.kultur.arlberg „SPUREN Die Ausstellung zur Skikultur“ im Huber-Hus. Dabei ging es darum, die „sichtbaren und unsichtbaren Spuren“ der Skikultur mit Hilfe von Objekten und Installationen darzustellen. Ohne in die gängigen Muster zu verfallen, wurde bewusst auf das Ausstellen von Skiern verzichtet. SPUREN erzählte von der Entdeckung des Schnees und der Lust an der Sonne, von großen Emotionen und neuen Körperbildern.

Vermittlung: ski.kultur.arlberg ist - spätestens seit dem Buch „SPUREN Skikultur am Arlberg“ und der gleichnamigen Ausstellung SPUREN / TRACKS - als Synonym für die rasante Entwicklung einer bergbäuerlich orientierten dörflichen Umgebung hin zu einem von Sport und Freizeitgestaltung geprägten und mit technischen Innovationen ausgestatteten semiurbanen Hotspot zu sehen. Daran orientiert sich naturgemäß auch die Recherche zur Theaterwanderung.
Weitere textliche Schätze werden von Andreas Kosek gehoben und in szenische Form gegossen, wie es sich bereits bei den Theaterwanderungen und den Produktionen im vorarlberg museum erfolgreich bewährt hat.

Ziele/Wirkung

SKI LABOR LECH lädt zum Dabeisein und Anteilnehmen ein. Die Vorbereitung und Arbeit am Theaterprojekt sowie die Aufführungen sollen sensibilisieren: für zeitgeschichtliche Phänomene und authentisches Handeln auf einer ganz konkreten lokalen Ebene, in diesem Fall dem Lebensraum und Tourismusort Lech und für eine Skikultur, die seit 120 Jahren alle Bereiche des Lebens am Arlberg beeinflusst und bis heute durchdringt.

SKI LABOR LECH soll den Einblick zulassen, dass Skifahren und Wintertourismus niemals „unpolitisch“ waren und es auch heute nicht sind.

SKI LABOR LECH will als Projekt der Kulturvermittlung ein gegenseitiges Verständnis schaffen und die Kommunikation untereinander stärken. Das Verständnis zwischen Dorfbevölkerung, Gastgeber*innen und Gästen, das Verstehen zwischen junger und älterer Generationen und die Wertschätzung zwischen Touristiker*innen, Unternehmer*innen und Kulturtreibenden in Lech.

SKI LABOR LECH möchte aber auch Kindern und Jugendlichen, die in Lech leben, sowie jungen Menschen, die in Lech arbeiten bzw. als Gäste nach Lech kommen, die Möglichkeit eröffnen, gesellschaftliche und historische Zusammenhänge kennenzulernen und für mehr Authentizität einzustehen.

SKI LABOR LECH heißt auch, die Zusammenarbeit forcieren. Im schnelllebigen Tourismus sind Räume des Innehaltens und Reflektierens in Lech selten.

Inhalte

In Zusammenarbeit von Lechmuseum und dem Wandertheater wurden die interessierte Dorfbevölkerung, Mitglieder örtlicher Vereine, Institutionen und Betriebe zur Zusammenarbeit in verschiedenen Formaten eingeladen, am Projekt mitzuwirken. Nach aufwändigen Recherchen im Museum, in Archiven und mit Zeitzeug*innen in Lech entstand das Theaterstück.

Beteiligte

Das Projekt lebt - ebenso wie die Geschichte - von vielen Menschen, die unterstützen bzw. daran Anteil nehmen. Das sind neben den Teams von Lechmuseum, Lech-Zürs-Tourismus und teatro caprile unzählige lokale Beherbergungsbetriebe, Grundbesitzer*innen, ehrenamtliche Helfer*innen, Partner*innen und Vereine.

Spielorte und Route

Das große Netz an Winterwanderwegen erfuhr durch das Projekt SKI LABOR LECH eine weitere ideale Nutzung. Spielstätten wie der Rinderhof Kaufmann und das Pfarrhöfle in Zug blieben sonst ohne dieses Theaterprojekt den Gästen verschlossen.

Vermittlungsformate

Erste Vorträge zur Skikultur fanden im Winter 2019/20 in Kooperation mit dem Lechmuseum und Rotary-Club-Lech statt. Drei Szenische Lesungen mit dem Schauspielensemble machten im Sommer und Herbst 2020 bei der Bevölkerung auf das Projekt aufmerksam. Durch den Lockdown mussten die geplanten Aufführungen vom Winter 2020/21 auf den Winter 2021/22 verschoben werden. Das Museum produzierte eine Broschüre, die das Projekt vorstellt. Weiters wurden Videomitschnitte der Generalprobe angefertigt.

Die vierstündige Winter-Theater-Wanderung ermöglichte auch in Zeiten covid-bedingter Einschränkungen die Durchführung aller Aufführungstermine!

  • Die Gruppengröße wurde auf 25 Personen pro Aufführung reduziert
  • Interaktionen beim Publikum und Gespräche untereinander beim gemeinsamen Gehen von Szene zu Szene und in der Pause. Nähe des Publikums zu den Schauspieler*innen
  • Publikum und Ensemble sind gemeinsam dreieinhalb Stunden im Freien unterwegs
  • Ein höherer Erlebniswert durch Wandern, Schauen als im Theatersaal
  • Neben den Theaterszenen kann die bezaubernde Landschaft des Zuger Tales aus einer anderen Perspektive als von Skilift und Piste wahrgenommen werden.
  • Die Konfrontation mit den herrschenden Witterungsbedingungen nimmt das Publikum mit Wind und Wetter bereitwillig an.

Öffentlichkeitsarbeit

Für die Bewerbung und Durchführung des Theaterstücks wurden eine Kommunikationslinie und Materialien erarbeitet. Durch die große mediale Resonanz und positive Berichterstattung von (Kultur-) Journalist*innen waren keine zusätzlichen Inserate nötig.

Resultate

Trotz strenger Covid-Auflagen konnte das Theaterstück durch die Outdoor-Inszenierung im Winter 2022 erfolgreich aufgeführt werden.

SKI LABOR LECH

  • wurde mit dem Hauptpreis „Vorarlberger Tourismusinnovationen 2022“ ausgezeichnet.
  • fand großen Anklang: Alle Aufführungen waren ausverkauft.
  • forcierte die Zusammenarbeit im Dorf: Eine große Kooperationsbereitschaft von Einrichtungen und Privatpersonen in Lech bei diesem gesellschaftlich wichtigen Thema war erlebbar.
  • lud ein zum Dabeisein und Anteil nehmen: Das Wandertheater war Gesprächsstoff. Ein wichtiger Meilenstein in der historischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte am Arlberg.
  • schaffte ein Format der gegenseitigen Kommunikation und Verständnis zwischen Einheimischen und Gästen.

Das Programmheft, ein schriftlicher Wegbegleiter des Theaterstücks, beinhaltet auf 43 Seiten

  • Genese und Intention des Projektes
  • Kurzbeschreibung der Szenen
  • Vorstellung aller am Projekt Beteiligten
  • Essay von Bernhard Tschofen (Universität Zürich) zur Entwicklung der Skikultur am Arlberg

Bezug zum Programm

1WS04 Bewusstsein für ein regional authentisches Handeln steigern

Weitere Informationen

26.1.2022: Newsbericht zur Premiere der Theaterwanderung

Literaturhinweise (Auswahl)

  • SPUREN Skikultur am Arlberg, Bernhard Tschofen, Sabine Dettling, Bregenz Bertolini Verlag 2014, Deutsche und Englische Ausgabe
  • SPUREN Die Ausstellung zur Skikultur vom Lechmuseum gemeinsam mit dem Verein ski.kultur.arlberg,  Juni 2018 – April 2019, Ausstellungstexte (unveröffentlichtes Manuskript)
  • Gemeindebuch Lech, Hg. Birgit Ortner, Lech am Arlberg 2014, Staatspreis "Die schönsten Bücher Österreichs 2014" / Auszeichnung "eines der schönsten Deutschen Bücher 2015"
  • Der Rechtsstreit rund um die NS-Enteignung der Skilifte Zürs und Lech, LECHSCHRIFTEN, Heft 01. Eine Reihe des Lechmuseums und Gemeindearchivs Lech Anna Maria Eggler, Meinrad Pichler, Hg. Birgit Heinrich, Lech am Arlberg 2018
  • Lech & Zürs am Arlberg 1920 - 1940, Marcel Just, Birgit Ortner, Architektur - Technik - Kunst - Grafik - Fotografie – Film, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Huber-Hus, Hg. Lechmuseum, Lech am Arlberg 2010
  • Hast Du meine Alpen gesehen? Eine jüdische Beziehungsgeschichte, Hg. Hanno Loewy, Gerhard Milchram, Bucher, Hohenems 2009
  • Fremdenverkehrspionier am Arlberg. Das Schicksal des Rudolf Gomperz, Hans Thöni, In: „Wir lebten wie sie …“. Jüdische Lebensgeschichten aus Tirol und Vorarlberg, hg. v. Thomas Albrich. Innsbruck 1999, S. 123–146.

 

Kontakte (Auswahl)

www.lechmuseum.at

www.skikulturarlberg.at

www.teatro-caprile.at

www.gemeinde.lech.eu

www.lech-zuers.at

www.lebensraumlech.at