Imkerschule

Neue Nutzung natürlicher Ressourcen durch die Errichtung einer Imkerschule und einer Imker-Produzenten-Kooperation mit Vermarktung

Projektdauer: 14.11.2016 - 31.10.2019

Projektträger

Bentele Genuss GmbH

Nannen 1133

6861 Alberschwende

Kurzbeschreibung

Die Firma Bentele Genuss GmbH ist 1997 aus einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb entstanden. Die Hofübernehmer Gebrüder Bentele konzentrierten sich auf die regionale Obstverarbeitung und auf die Imkerei. Sie haben sich von Beginn an auf 100 % Selbstvermarktung konzentriert. Mittlerweile bietet die Firma ein breites Sortiment an Edelbränden, veredelter Milch- und Schokoladeprodukte, Geschenkartikel und Honigprodukte an. Die Imkerei ist dem Gründer Werner Bentele ein besonderes Anliegen. Er hält derzeit 120 Bienenvölker und weiß, dass sich die Imkerei in den vergangenen 30 Jahren schwerwiegend verändert hat. Um die Nachteile der Globalisierung, Viren- und Parasitenbekämpfung zu begegnen, bedarf es der Steigerung der Resilienz bei den Bienenvölkern. Dies kann durch intensive biologische Handhabe und das entsprechende Wissen darüber langfristig erreicht werden.

Im Zuge des Neubaus des neuen Betriebsgebäudes erlangten die Bienen einen besonderen Stellenwert. Es entstand das Modell der Imkerschule mit Imkerkooperation, welches in der Region neue Impulse für die Bienenhaltung auslösen soll.

Baulich wurden im Gebäude ein Bienengarten und Hochbeete mit bienengerechter Bepflanzung sowie Schulungs- und Arbeitsräume samt Infrastruktur für die Imkerschule integriert. Der neue Betriebsstandort bietet Heimat für 20 Schulungsbienenvölker.

Im neuen Betrieb werden zweijährige Praxisschulungen für NeuimkerInnen über das gesamte Bienenjahr angeboten. Auch Fachvorträge und eine Vielzahl von Besucherführungen finden im Jahresprogramm statt. Durch entsprechende Mobilisierung auf Messen, persönlichen Kontakt und Inserate werden die Angebote sehr gut angenommen.

Ausgangslage

Die Firma Bentele hat sich 1997 aus einer ehemals kleinen Landwirtschaft heraus entwickelt. Die Imkerei spielte seit jeher eine besondere Rolle. Die Pflege und Verarbeitung des regionalen Obstes war ein Anliegen der Familie Bentele. Nach Betriebsübernahme durch die Nachfolger, Gebrüder Bentele, standen der Ausbau der Obstverarbeitung und die Direktvermarktung der am Hof erzeugten Produkte im Mittelpunkt. Zwischenzeitlich verarbeitet die zu einem gewerblichen Betrieb gewachsene Firma jährlich 50.000 kg Obst und vermarktet zusätzlich ein reichhaltiges Sortiment regionaler Produkte ausschließlich direkt. In einem Gästeprogramm werden Sehenswürdigkeiten der Region und Betriebsführungen angeboten. Im abgelaufenen Jahr wurde auf diese Weise 5.000 Besuchern der Aufenthalt im Bregenzerwald verschönert bzw. organisiert. Der Standort am elterlichen Hof ist zwischenzeitlich zu klein und es ist zum Zweck des Erhalts des landwirtschaftlichen Betriebes durch ein Familienmitglied notwendig geworden, einen neuen Betriebsstandort anzulegen. Alle Vorkehrungen sind diesbezüglich getroffen, das Behördenverfahren eingeleitet und es wird davon ausgegangen, dass Ende 2016 die Verarbeitung und das neue Besucherzentrum seinen Betrieb aufnehmen kann.

Ein Kernanliegen des Unternehmers sind jedoch die Bienen, denn sie sind ein unersetzliches Ge-schöpf in der Ernährungskette der Menschen. Die Biene bestäubt z.B. 80 % aller Obstgewächse.  Für 1 kg Honig absolvieren Bienen 40.000.000 Blütenbesuche. Ohne Biene ist der Mensch nicht überlebensfähig. Leider führen aber verschiedene Voraussetzungen wie im Jahr 2015 immer wieder zu massiven Bienenverlusten von bis zu 50% (Varroa Milbe, Viren und mangelndes Wissen der Imker). Daher ist der Erhalt einer Bienenkultur, wie sie auch in früheren Zeiten gepflegt wurde durch Weitergabe von Wissen und lernen in der Praxis von unschätzbarer Bedeutung, muss jedoch den Anforderungen der globalisierten Zeit angepasst werden (Erhöhung der natürlichen Resistenz gegenüber Schädlingen).

In Vorarlberg gibt es derzeit ca. 1.100 Imker, die zu Bestzeiten 11.000 Bienenvölker betreuen und jährlich 100.000 kg Honig ernten (10 Jahres Durchschnitt). Dieser Honig deckt gerade 20% des jährli-chen Honigbedarfs in Vorarlberg. Bentele ist davon überzeugt, dass eine Bienenkultur entwickelt werden muss, die der Bedeutung der Gattung gerecht wird. Eine neue Kooperation mit Nebenerwerbslandwirten und sonst Interessierten soll eine neu und naturnahe Haltung von Bienen ermöglichen, die Widerstandsfähigkeit der Bienen erhöhen und eine höhere Fertigungstiefe und direkte Vermarktung ermöglichen.

Ziele/Wirkung

Ziel des Projektes ist es, eine Einrichtung bzw. ein Service zu schaffen, das Bürgern aus der Region bewegt, Bienenvölker zu halten, Erfahrungen auszutauschen und Bienenprodukte gemeinsam zu veredeln und zu vermarkten. Zudem sollen Gäste die Möglichkeiten erhalten, die Gattung und deren Bedeutung näher kennen zu lernen. Es soll eine Imkerschule für Produzenten und Gäste errichtet werden, die dazu beiträgt, der Biene jenen Stellenwert zu geben, die sie verdient. Eine neue Imkerkultur soll in der Region entstehen und das Projekt damit, zumindest indirekt, zum Erhalt der natürlichen Vielfalt in der Region beitragen.

Hinweis: Neuanfänger wünschen sich natürlich, dass die Bienenvölker bei ihnen zu Hause aufgestellt werden. Doch diese Praxis funktioniert in der Regel nur bei erfahrenen Personen. Es bedarf zu Beginn daher eines gemeinsamen Standorts in der Imkerschule, wo der „Imker auf Probe“ seine Erfahrungen über den Ganzjahresbetrieb sammeln kann. Dadurch sollen Einstiegshürden von Neu-Imkern für die Altersgruppen ü35 und ü65 (verfügen über mehr Zeitressourcen) erleichtert werden um Praxis zu sammeln. Das „Imkern auf Probe“ stellt besondere Anforderungen an die Infrastruktur.

Inhalte

Gegenstand des Projektes ist der Aufbau der Imkerkooperation und der Aufbau der Imkerschule für lokale Produzenten und für Gäste aus dem In- und Ausland. Inhalt des Projektes ist die Konzeption, die Umsetzung und der Pilotbetrieb (mit Öffentlichkeitsarbeit) der Imkerschule. Der Umstand, dass der Betrieb eine Neuplanung erfährt, ist nahezu ein idealer Zustand. Die Ergebnisse aus dem Projekt ergeben, zumindest bezogen auf die neuen Services, die Anforderungen an die bauliche Investition. Der Zeitpunkt ist so gesehen ideal. Eine Besonderheit stellt auch der Imkergarten auf der Terasse in Kombination mit der Imkerschule dar. „Imker auf Probe“ betreuen dort übers Jahr ihre ihnen überlassenen Völker auf Anleitung.

Das Projekt gliedert sich in die Arbeitspakete:

  • AP1 Konzeption einer neuen Imkerkooperation
  • AP2 Konzeption, Planung der Imkerschule für Einheimische und Gäste
  • AP3 Einrichtung der Imkerschule und Bienengarten
  • AP4 Pilotbetrieb und Öffentlichkeitsarbeit

Resultate

Es wurde eine Imkerschule für Produzenten und Gäste geschaffen, die dazu beiträgt, der Biene jenen Stellenwert zu geben, den sie verdient. Eine neue Imkerkultur in der Region ist im Entstehen und das Projekt hat dazu beigetragen, dass die Imkerschaft gewachsen ist und der Erfahrungsaustausch wesentlich verstärkt wurde und zur natürlichen Vielfalt in der Region beitragen hat. Aus der Imkerschule wurden 15 NeuimkerInnen bei den örtlichen Imkervereinen und beim Vorarlberger Imkerverband angemeldet und aufgenommen.

Der gemeinsame Bienenstandort der NeuimkerInnen an der Imkerschule hat gezeigt, dass die Errichtung eines solchen zur Wissensvermittlung maßgeblich beiträgt. Die ImkerschülerInnen konnten im Jahr 2018 und 2019 ihre 56 Bienenvölker zu 100 % gesund auswintern, wo im Vergleich in Vorarlberg und auch gesamt Österreich ein Völkerverlust von rund 30 % gemeldet wurde. Eine praxisorientierte Ausbildung über zwei Jahre in einer Gruppe und Kooperation führt dazu, den Bienenverlust maßgeblich zu vermeiden und Wissen praxisnah und direkt zu vermitteln.

Weiters wurden zwei Arbeitsplätze und ein neuer Geschäftsbereich (Imkerei mit Schule und Imkerkooperation) am neuen Geschäftsstandort geschaffen.

Die Imkerschule wird von zahlreichen Schulen, bäuerlichen Einrichtungen und touristischen Gruppen aber auch Kindergärten der Region besucht. Dies trägt wesentlich zur Verbreitung und Erhöhung des Stellenwerts der Bienen und ihrem Lebensraum bei. 245 Besuchergruppen aus Österreich, Deutschland, Schweiz, England, Frankreich aber auch aus nordischen Ländern besuchten in den Jahren 2018 und 2019 die Imkerschule.

Bezug zum Programm

1WS.01 Entwicklung neuer Betriebsformen im Umfeld der Öko-Land-Ernährungswirtschaft
Neue Kooperationen in der Ernährungskette, beginnend von der Wissensvermittlung über die Erzeugung zur Vermarktung und durch Einbindung des Tourismus (Wissensvermittlung an Gäste).
Sekundäre Zuordnung möglich:

1WS06 Regionale Kooperationen stärken bzw. erweitern
2NH.01 Gezielte Auseinandersetzung mit Ökosystemleistung führen: - an Hand der Bienen

Weitere Informationen

28.5.2018: Newsbericht zur Eröffnung der Imkerschule

Fördermöglichkeiten über den Imkereiverband und Biene.at beschränken sich auf die theoretische Wissensvermittlung, decken aber den geplanten Praxisunterricht nicht ab.

Der Austausch mit dem Imkereiverband und weiteren Bienenzuchtvereinen ist während des gesamten Projektes gegeben.