„Die neun Monate als Vater habe ich sehr genossen“

Eine gut organisierte Kinderbetreuung in der Gemeinde war für Lukas Schrattenthaler und seine Frau Voraussetzung, um das Bürgermeisteramt mit der Familienorganisation unter einen Hut zu bringen.
Eine gut organisierte Kinderbetreuung in der Gemeinde war für Lukas Schrattenthaler und seine Frau Voraussetzung, um das Bürgermeisteramt mit der Familienorganisation unter einen Hut zu bringen.
01.02.2023

Lukas Schrattenthaler ist in Vorarlberg vor allem als Bürgermeister von Sulzberg bekannt. In Folge 8 des Podcasts „Geschlechterrolle vorwärts“ dürfen Interessierte hinter die Kulissen schauen und erfahren, wie sich seine Berufstätigkeit mit der Vaterrolle vereinbaren lässt.

Lukas Schrattenthaler lebt drei Rollen: Er ist Bürgermeister der Gemeinde Sulzberg im Bregenzerwald, Partner und Vater eines bald dreijährigen Sohnes. Ob es mit Kleinkind machbar ist, das Bürgermeisteramt auszuüben, war für Familie Schrattenthaler eine zentrale Frage. Der Familienalltag zeigt: Die Gemeinde bietet gute Voraussetzungen dafür.

Klare Regeln in Familie und Beruf

Zwischen Lukas Schrattenthaler und seiner Frau sind die Verantwortlichkeiten klar geregelt: Wer holt und bringt den Sohn in die Kinderbetreuung, wer ist wann zu Hause für die Familie zuständig. Viel der Familienarbeit bleibt bei Schrattenthalers Frau hängen, die inzwischen wieder 30 Stunden pro Woche arbeitet. Damit Schrattenthaler seinen Beitrag zur funktionierenden Familie leisten kann, hat er für seine Rolle als Bürgermeister klare Regeln gegenüber der Gemeinde aufgestellt: Maximal vier Abendtermine pro Woche nimmt er wahr und mittwochs nachmittags und abends ist Schrattenthaler ganz bei der Familie. „Man hat sich in der Gemeinde daran gewöhnt“, zieht Schrattenthaler eine positive Bilanz.

Da sowohl Lukas Schrattenthaler als auch seine Frau nicht aus Sulzberg stammen, können sie für die Betreuung ihres Sohnes nicht auf familiäre Netzwerke zugreifen. Für die Familie war es daher zentral, dass es in der Gemeinde ein gutes Kinderbetreuungsangebot gibt. „In Sulzberg gibt es schon seit zwanzig Jahren eine Kleinkindbetreung. Anfangs wurde das viel kritisiert, inzwischen ist es ein Vorzeigeprojekt“, freut sich Schrattenthaler. Sowohl in der Kleinkindbetreuung als auch im Kindergarten können die Kinder an drei Nachmittagen pro Woche betreut werden. „Mir ist es wichtig, dass es ein solches Angebot gibt. Niemand muss es in Anspruch nehmen“, stellt Schrattenthaler klar.

Unternehmen sollen sich an der Kinderbetreuung beteiligen

Für den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung müssen laut Schrattenthaler auch die Unternehmen in die Pflicht genommen werden. Wenn Betriebe sich zusammenschließen oder mit der öffentlichen Hand gemeinsam neue Betreuungsangebote schaffen, können Fachkräfte wie beispielsweise gut ausgebildete Frauen gewonnen werden. „Die öffentliche Hand kann nicht alles alleine stemmen. Unternehmen müssen ihren Beitrag leisten“, zeigt sich Schrattenthaler überzeugt.

Besonders bereichernd war es für den Vater, die ersten neun Monate nach der Geburt des Sohnes mit der Familie verbringen zu können. Wegen der Corona-Pandemie waren die Gemeindevertretungswahlen kurzfristig verschoben worden, so dass Schrattenthaler entschied, diese Zeit zu Hause zu verbringen. „Die neun Monate waren ein Geschenk. Wir konnten Familie lernen und aktiv leben“. So wünscht sich Schrattenthaler auch für seinen Sohn, dass dieser einmal seine Familiengründung so partnerschaftlich wie möglich organisieren kann, dass es ein Miteinander und ein Füreinander ist.

Der Podcast-Beitrag zum Nachhören