“Der Holzbau ist wichtig für Klimaschutz, Regionalität und Wohlfühlen“

Werner Flatz spricht über seine Ziele als neuer Obmann des Netzwerks vorarlberger_holzbaukunst. Foto: vorarlberger_holzbaukunst
Werner Flatz spricht über seine Ziele als neuer Obmann des Netzwerks vorarlberger_holzbaukunst. Foto: vorarlberger_holzbaukunst
14.01.2021

Vorarlberg ist weltweit für innovativen Holzbau bekannt. Wichtige Treiber für den erfolgreichen Wirtschaftszweig sind das Netzwerk holzbau_kunst und die Umweltinitiative „Holz von Hier“. Bei holzbau_kunst steht Werner Flatz neu im Rampenlicht. Die holzbau_kunst ist Mitglied der Regio-V und wir haben mit Werner Flatz über seine Ziele und Visionen gesprochen.

Nach vorne schauen und die Firma weiterentwickeln

Regio-V: Herr Flatz, Ihnen gehört die Firma Flatz Holzbau. Wie sind Sie dazu gekommen und wie prägt das Ihren Alltag?

Werner Flatz: Für mich gibt es derzeit keine dynamischere Branche als den Holzbau. Neue Technologien, neue Produkte und neue Dimensionen ermöglichen neue Auftragsfelder. Ich habe das Zimmereihandwerk von der Pike auf erlernt: von der Lehrausbildung über die Polierschule bis zur Baumeisterprüfung. Im Anschluss habe ich noch ein Bauingenieurstudium absolviert.

Daneben habe ich meine Familie und mein junges Unternehmen gegründet und aufgebaut. Zurzeit beschäftige ich 14 Arbeitnehmer, davon 5! Lehrlinge. In einem kleinen Team ist die Vorbildwirkung des Chefs besonders wichtig. Damit ich meine Mannschaft so gut wie möglich unterstützen kann, bin ich am Morgen der Erste und am Abend der Letzte.

Die aktuell gute Auftragslage im Vorarlberger Holzbau erfordert vollen Einsatz, um unsere Kunden bestmöglich zu betreuen. Trotzdem gilt es, permanent nach vorne zu schauen, neue Aufträge hereinzuholen und die Firma weiter zu entwickeln – also nicht nur in der Firma, sondern auch an der Firma zu arbeiten.

Holzbaukunst: Netzwerk für Regionalität, Architektur und umweltschonenden Holzbau

Ende Oktober haben Sie Herbert Brunner als Obmann der vorarlberger holzbau_kunst abgelöst. Im Netzwerk haben sich rund 50 Holzbaubetriebe sowie nochmal so viele Architekt*innen, Planer*innen, und Expert*innen zusammengeschlossen. Welche Schwerpunkte wollen Sie gemeinsam mit Ihren Mitgliedern in der kommenden Zeit setzen?

Wir haben in der vorarlberger holzbau_kunst folgende Vision als Richtlinie für unsere zukünftige Arbeit formuliert und beschlossen: „Als Netzwerk der meisterlichen Handwerkskunst pflegen wir den offenen Austausch und engagieren uns für gelebte Regionalität, hochwertige Architektur und umweltschonendes Bauen mit Holz.“ Damit ist meines Erachtens ALLES gesagt.

Ich bin fest überzeugt davon, dass der moderne Holzbau eine wichtige Rolle für den Klimaschutz spielt und in Bezug auf CO2-Einsparungen, Regionalität und Wohlfühlen unserem Land enorme Chancen für eine bessere Zukunft bringt. Holzbau ist Chancenbau vom Feinsten und eine Spezialität Vorarlbergs.

Holz von Hier für Klimaschutz und regionale Wertschöpfung

Ihre Firma hat sich der in Vorarlberg noch jungen Umweltinitiative „Holz von Hier“ angeschlossen. Worin besteht für Ihre Firma der Mehrwert? Und wie profitiert die Region?

In meinem Unternehmen achten wir sehr darauf, dass das verwendete Holz überwiegend von heimischen Sägern gekauft und weiterverarbeitet wird. Mit diesem Umweltzeichen trägt unser Betrieb aktiv zum Klimaschutz bei, wodurch wir alle einen Mehrwert erfahren. Auch durch die Stärkung der heimischen Zulieferer profitiert die ganze Region - ein weiterer Mehrwert für ganz Vorarlberg.

In der Vorarlberger Wohnbauförderung wird regionales Holz nur bei Fenstern und Fassaden gefördert. Warum werden zum Beispiel Wände und Decken aus regionalem Holz nicht gleich unterstützt? Sollten die Förderrichtlinien in diesem Punkt angepasst werden?

Selbstverständlich, denn auch in Wänden und Decken können Bauherren mit einem Holzbau die Hälfte an CO2 einsparen. Wir sind diesbezüglich schon in Gesprächen mit unserer Landesregierung. Ich meine, dass ein Bauherr, der mit Holz von Hier baut, davon auch profitieren muss, denn er entlastet unser Klima und unterstützt die regionale Wertschöpfung bis hin zur Waldwirtschaft. Im gesamten Förderbereich brauchen wir ein neues ökologisches Denken für die Bewertung von bauwirtschaftlichen Aktivitäten. Das bedeutet nicht zwingend Mehrausgaben, sondern eine Umschichtung, also eine Ökologisierung der Fördermittel.

Visionen für die Zukunft

Wenn Sie Zauberkräfte hätten, was würden Sie sofort in der Holzbaubranche verändern?

Ich würde unser Aus- und Weiterbildungssystem modernisieren und den Zimmererberuf zum chancenreichsten Beruf für die Vorarlberger Jugendlichen entwickeln. Unsere Vorarlberger Holzbaubetriebe würde ich für noch mehr Zusammenarbeit und noch mehr Innovation begeistern. Und ich würde Vorarlberg gemeinsam mit unseren Architektinnen und Architekten, unserer Forstwirtschaft und unseren Sägern zum absoluten Zentrum der modernen Holzarchitektur entwickeln, speziell im Wohnbau und im öffentlichen Bau.

Vielen Dank für das Gespräch!

Website vorarlberger_holzbaukunst

Website Holz von Hier